monte carlo
monte carlo: ekman/johannessen: «rondo», «blind willow»
Wer blind ist, sieht mehr, denn er lässt sich nicht mehr blenden. Tiresias, der Seher ohne Augenlicht, kannte das Geheimnis des Ödipus. Themis, die griechische Gottheit, sah in die Zukunft. Ihr waren, wie der römischen Justitia, die Augen verbunden. Ina Christel Johannessen begann ihre Recherchen unter dem Eindruck des Massenmords und Bombenattentats von Anders Breivik in ihrer Heimat Norwegen. «Blind Willow»: die blinde Weide. Weil auch eine Trauerweide den Schopf senkt.
Falls die Hauptrolle in «Blind Willow» einer Weide oder der Themis gehört, füllt diesen Part die hier recht mysteriöse Mimoza Koike aus. Monacos Starballerina trägt ein lindgrünes Plisseekleid und eine Augenbinde in derselben Farbe. Dass sie aus Japan stammt, trifft sich gut, denn Johannessen entnahm den Titel des Stücks einer Erzählung von Haruki Murakami: «Blinde Weide, Schlafende Frau». Ein Baum hält sich die Augen zu und sieht mit seinen Wurzeln.
Das Bild passt zum Namen von Johannessens Kompanie in Oslo: Zero Visibility. Zum ersten Mal ist sie eingeladen, eine Kreation mit den Ballets de Monte Carlo zu wagen. Es ist nicht leicht, sich in diesem Stück ...
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Tanz Juli 2013
Rubrik: kalender und kritik, Seite 43
von Thomas Hahn
be berlin, be dimensione_________
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