Mette Ingvartsen, Jefta van Dinther «It’s in the Air»
Das ist vertraut: Harter unbeweglicher Boden, darauf ein vergleichsweise weicher beweglicher Tänzerkörper, der seine kostbare Biegsamkeit gern auch mal auf den widerständigen Untergrund krachen lässt. Aber keinesfalls hopst der zeitgenössische Künstler-Leib. Gehüpft wird nicht mehr, höchstens mal «drübergehüpft», wenn ein Tisch oder sonstiger Zivilisationskram bereitsteht, mit dem man etwa die Beschwernisse unseres objektbeherrschten Daseins demonstrieren kann. Aber grundlos abheben – zu uncool, undepressiv, undezent.
Jetzt aber kommen Mette Ingvartsen und Jefta van Dinther.
Die Dänin Mette Ingvartsen ist Brüsseler P.A.R.T.S-Absolventin, hat also neben Tanz noch jede Menge Theorie und postmoderne Philosophien studiert und ist mit intelligenter Ironie gesegnet.
So demonstrierte Ingvartsen auf ihrer Bühne schon endloses Porno-Posing, machte eine Porno-Posse daraus: Fünf Tänzer, verhüllt bis über den Scheitel in blauen Ganzkörpertrikots, formierten sich unschuldig wie Kinderspielzeug zu einer endlosen Serie von Sex-Skulpturen. «To Come» hieß die abstrakte Anmache, uraufgeführt im Essener PACT Zollverein, wo Ingvartsen nun gemeinsam mit dem Tänzer Jefta van Dinther wochenlang über den ...
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