meine beine sind waffen
Der Cancan ist «French», so viel ist klar. Aber ganz anders, als wir bisher dachten. Im Rampenlicht des Moulin Rouge bleibt seine wahre Geschichte unsichtbar. Was dort geschieht, ist Blendwerk für Touristen, aber auch für Frankreich selbst. Natürlich kennt alle Welt die Cancan-Legende La Goulue (Die Fresserin) auf den Bildern und Plakaten von Toulouse-Lautrec.
Doch wer weiß heute noch, welchen gesellschaftlichen Stellenwert Tänzerinnen wie sie und ihre Konkurrentinnen Grille d’Égout (Gullideckel) oder La Môme Fromage (Der Käsebalg) besaßen? Schon ihre Namen machen den Unterschied zum heutigen, touristentauglichen «French Cancan» deutlich. Der Tanz von einst war nicht «French», sondern frech, ein äußerst lebhaftes Kind der Revolution von 1830, mit der sich das Bürgertum nach einer Phase der Restauration Macht und Einfluss verschaffte. Und er war ein schmerzvoll erkämpfter Durchbruch der weiblichen Emanzipation.
Sein ursprünglicher Name lautete: Le Chahut (Der Radau)! Es handelte sich um eine Art Anti-Tanz, einen wilden Galopp, entstanden in den öffentlichen Ballhäusern, den Guingettes. Dorthin ging man eigentlich, um die strikt geregelte Quadrille zu tanzen. Über einhundert Ballsäle ...
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Tanz Juni 2015
Rubrik: traditionen, Seite 58
von Thomas Hahn
ist still und leise von uns gegangen. Als wir uns 1973 bei Pina Bausch kennenlernten, war sie jung und wunderschön. Sie wurde zwar älter, zärtlicher, zerbrechlicher, aber blieb dabei stark und unglaublich schön. Eine kostbare Person. Faszinierend. Einzigartig. Eine Kämpferin, die wichtig für viele von uns war. Geredet hat sie gerne und gelacht noch viel mehr. Die...
Leilani Francos Beine stehen weit über ihrem Kopf. Der Fuß fuchtelt vor ihrem Gesicht wie eine störende Wespe. Natürlich kann so etwas nur eine klassische Kontorsionistin. Sie trifft auf Florian Zumkehr und Alexis Vigneault. Deren Körper flattern an einer Pole-Stange als «human flag» – nur mit einer Hand sich haltend. Aber niemand ruft «Ah» und «Oh». Wie ein Tier...
ist das Wort des Monats, erfunden vom Berliner-Ensemble-Chef Claus Peymann. Für die einen klingt Eventbude wie eine liebevolle, volksnahe Bezeichnung des Theaters, andere assoziieren damit den blanken Horror für die Kunst. Wie schon vor 200 Jahren. Damals ging es um die Pariser Ballhäuser. Für die einen taugten deren harte Bretter als Tanzschule der Nation, andere...