Martin Schläpfer
«Ich entwickle mich langsam. Ich bin nicht jemand, der steil aufsteigt. Natürlich verfolge ich auch eine Ästhetik und eine Linie, die aber nicht trendig ist. Auf längere Sicht zeigt sie aber vielleicht eine Perspektive auf, die überleben kann.» So bescheiden klang der Schweizer vor vielen Jahren. Aber er behielt recht. Seit 1999 leitet der heute 49-Jährige das Ballett am Mainzer Staatstheater. Damals fand er eine Ballettwüste am Rhein vor und machte was draus: das Mainzer Ballettwunder.
Jetzt wechselt er im Sommer an die Deutsche Oper am Rhein in Düsseldorf/Duisburg.
«Überrascht?», fragt Martin Schläpfer, als ich ihn anrufe, um zu gratulieren. Für ihn stand ein Wechsel an: «Wenn ich merke, ich wachse nicht mehr oder es geht nicht mehr weiter, dann reiße ich mich raus aus einer Situation und springe. Das zieht sich durch mein ganzes bisheriges Leben. Und ich springe immer sehr gern krass.» Die Mainzer Kompanie ist mit 20 Tänzern nicht besonders groß. Krankheiten oder Verletzungen im Ensemble bedeuten sofort Besetzungsstress. Lange gab es zu wenig Probenräume, auch Umbauten am Theater erschwerten die Arbeit, Premieren fanden in einer alten Industriehalle am Stadtrand statt.
Man ...
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