Madrid: Mikhail Baryshnikov, Robert Wilson: «Letter to a Man»
Das musste ja früher oder später passieren. Mikhail Baryshnikov, unbestrittener Superstar unter den Balletttänzern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, trifft auf Vaslav Nijinsky, Superstar aus dessen erster Hälfte. Da verschmilzt ein lebender Altmeister mit einer glamourösen Skandallegende: Ikone der Ballets russes, dann Opfer der Schizophrenie, in Bildern und Tagebüchern dokumentiert. Robert Wilson, der wohl berühmteste Bühnenanalyst autistischer und sonstiger Krankheitsbilder, ist von Nijinskys Schicksal magisch angezogen.
Also hat er einen «Brief an einen Mann» verfasst, der erstmals beim «Spoleto»-Festival im letzten Sommer geöffnet wurde.
Das Porträt Nijinskys beginnt 1916, mit der Reise zu seiner Frau Romola de Pulszky nach Budapest. Baryshnikovs Stimme erzählt aus dem Off in Englisch und Russisch. Er hat den Ersten Weltkrieg hinter sich gelassen. Nun sitzt Nijinsky von der Taille aufwärts beleuchtet in einer staubigen Zwangsjacke auf einem dieser typischen, streng geometrischen Wilson-Stühle und wiederholt wieder und wieder einen Satz: «I know what it is because I make it with my mother-in-law.» Nur ein Spot ist auf ihn gerichtet. Unter der schrecklichen Uniform des ...
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Tanz Mai 2016
Rubrik: Kalender und Kritik, Seite 48
von Elisa Guzzo Vaccarino
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