Liska, Oberender, Wagner-Bergelt
Sie haben in den letzten 18 Jahren 42 Premieren und 26 Uraufführungen herausgebracht und wahrscheinlich das ästhetisch am weitesten gespannte Repertoire der Republik entwickelt. Für Aufsehen haben dabei eher die Erstaufführungen als die Neukreationen gesorgt – der erste Forsythe-Abendfüller bei einer anderen Kompanie, der erste Cunningham, das erste Bausch-Stück … Waren Sie beim Bayerischen Staatsballett eher Bewahrer als Entdecker?
Liška: Wir haben immer das ins Repertoire geholt, was München noch nicht kannte.
Wagner-Bergelt: … was Deutschland noch nicht kannte, würde ich sagen! Twyla Tharp hatte nie jemand gemacht, Cunningham nicht, Preljocaj, Maliphant. Wir haben versucht, Choreografen zu holen, deren Arbeit Qualität hatte und etwas Wegweisendes. Keine Epigonen.
Gab es Herzensangelegenheiten unter den neuen Werken, die vielleicht beim Publikum oder in der Presse durchfielen, von denen Sie aber nach wie vor überzeugt sind?
Liška: Der Kern unserer Arbeit war: das Publikum dazu zu bringen, auch Fremdes zu verstehen und zu mögen!
Wagner-Bergelt: Für mich ist das abendfüllende «Artifact» von Forsythe eines der größten Kunstwerke, die ich je gesehen habe. Aber es ist ein schwieriges ...
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Tanz Juli 2016
Rubrik: menschen, Seite 26
von Angela Reinhardt
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Um aus dem Rahmen zu fallen, muss man erst einmal einen haben. Sidi Larbi Cherkaoui, seit fast einem Jahr als Direktor des Ballet Vlaanderen im Amt, schafft das scheinbar spielerisch. Dreimal «Ravel», das heißt bei ihm: drei Choreografen-Generationen, die sich auf unterschiedliche Weise mit dem Klangmagier und Musikimpressionisten Maurice Ravel eingelassen haben....
«fight, flight or freeze»: Es gibt Vorstellungen, da würde man vom Sitz aus am liebsten zurückbrüllen, flüchten oder einfach nur erstarren. Was die Wissenschaft als unwillkürlichen Schrecken beschreibt – dass Säugetiere bei Gefahr mit Angriff, Abhauen oder Angststarre reagieren – gilt im Theater genauso: Protest, Türenschlagen, gottergebenes Durchleiden. Wie oft im...