leipzig: Mario Schröder: «Mozart Requiem»

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Die Zeit läuft ab. Unerbittlich. Bevor noch ein einziger Ton des «Mozart Requiem» erklingt, das dem relativ kurzen Memorial des Leipziger Balletts den Namen gibt, ist allein das unerbittliche Ticktack einiger Metronome zu hören. Schwarz ist der Raum von Andreas Auerbach, eine Totenkammer, erhellt einzig von einem doppelten Neon-Rahmen. Darunter Tänzer und Tänzerinnen, gleich gewandet in weiße Tutus – als wären es «schwebende Wolken gestorbener Seelen», wie Volkmar Draeger in einer Kritik so schön formuliert. Ganz anders der Mann, der später auf einer Leinwand sichtbar wird.

Aufstaubend lässt er sich immer wieder in die Niederungen des Menschseins herab: eine Videosequenz aus dem Film «Teorema» von Pier Paolo Pasolini. Wie in einer Collage, wie in einem Palimpsest überlagern sich die Bilder. Man hat den Eindruck einer Übermalung à la Arnulf Rainer. Sie entgrenzt das Werk, ganz nach dem Willen des Choreografen Mario Schröder, der sein ursprünglich in Kiel geschaffenes «RequieM» von Grund auf überarbeitet hat. Dass der Genius Loci, dass Uwe Scholz dabei hereinspielt, lässt sich nicht leugnen. Viele Jahre lang war Schröder dessen Solist.

Auch der Filmemacher ist gegenwärtig; Alessandro ...

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Tanz November 2014
Rubrik: kalender und kritik, Seite 38
von Hartmut Regitz

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