La Ribot «Another distinguée» in Madrid

Eins muss man ihr lassen. 23 Jahre blieb sich die in Genf lebende Spanierin selber treu. Sie macht, was sie immer tat, auch wenn eine in den 1990er-Jahren geborene Zuschauerin genervt ausruft: «Das ist ja so was von Neunziger!». La Ribot mit feuerroten Locken und der Konzentration einer Zirkusdompteurin ist bekannt für ihre «distinguierten Stücke», kleine Aktionen, die sie streng durchnummeriert mit Titeln versieht wie «Pièce distinguée n°50, Super Romeo Music: Refraction I, No inc, (Materiel Object and Atom™)».

Zu sehen sind zwei nackte Herren mit Perücke unter einem weißen Laken. Fuß an Fuß liegen sie da. La Ribot schneidet das Laken entzwei. Kommt sie zur Perücke, schneidet sie auch diese entzwei. Eine kalte Obduktion. Zur Belohnung gibt es «Pièce distinguée n°52»: La Ribot macht einen Kopfstand, spreizt ihre Beine. Die Herren schneiden die ihnen dargebotene Hose der Dame auf und markieren wie Chirurgen eine Schnittlinie von Ferse zu Ferse, über beide Schenkel hinweg.

Natürlich ist das Neunziger. Damals empfand man den Körper als Objekt diverser Zurichtungen oder als eine vom Fortschritt bedrängte Restnatur, mit der willfährig, aber auch erotisch herausfordernd umgegangen wurde. ...

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Tanz März 2017
Rubrik: Kalender, Seite 48
von Arnd Wesemann

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