Kylián, Mascarell, Goecke «Traces Left Within»
Noch immer sind die Tänzer des Nederlands Danstheater eigenwillige, höchst unterschiedliche Individuen, und doch ähneln sie unter der neuen Direktorin Emily Molnar stärker den athletischen kleinen Kraftpaketen, wie man sie in so vielen modernen Kompanien sieht. Gerade in einem Geniestreich wie «Toss of a Dice» vermisst man die langgliedrige Geschmeidigkeit, die jahrzehntelang der Inbegriff des modernen Balletts war. Es ist eines von Jiří Kyliáns späten, surrealistischen Stücken, eigentlich eine philosophische Versuchsanordnung über den Zufall und unser Verlorensein in der Welt.
Von hoch oben schickt ein Mobile aus spitzen Metallobjekten irritierende Reflexionen durch die Dunkelheit, auf Lichtstraßen sammeln sich die Menschen im Versuch einer Ordnung. Zu Paaren vereinsamt, greift ihre Bewegung das Gegen- und Ineinander-Rotieren des Mobiles auf. Aus dem Geräusch eines Wassertropfens schuf Komponist Dirk Haubrich einen melancholischen Click-Track, in den leise die Worte des titelgebenden Mallarmé-Gedichts «Un coup de dés» hallen: vom Würfelwurf, der den Zufall niemals auslöschen wird.
Wie fashionable erscheint gegen solch herbe Schönheit die Novität «How to cope with a sunset when ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein

- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Tanz März 2022
Rubrik: Kalender, Seite 43
von Angela Reinhardt
ZWISCHEN ERFOLG UND EXIL
otte Jacobi (1896 – 1990) war eine der wichtigsten fotografischen Chronistinnen der Kunstszene im Berlin der Weimarer Republik – und damit auch des Theaters und des Tanzes, der sich damals vehement vom Dogma der schönen Bewegung löste. Die Ausstellung «Zwischen Erfolg und Exil» koppelt Jacobis Fotografien mit den Scherenschnitten von Lotte...
Die Jury, der neben Arlette-Louise Ndakoze, Matthias Quabbe, Ana Vujanovic und unserer Autorin Melanie Suchy auch Annemie Vanackere und Ricardo Carmona vom gastgebenden Hebbel am Ufer (HAU) angehörten, hat ein enorm vielseitiges Programm zusammengestellt: eine Art Prisma der Gegenwartstendenzen. Zwei der geladenen Stücke haben wir bereits vorgestellt, Julian Webers...
Die Franzosen lieben das Tanztheater von Pina Bausch, das Kino von Rainer Werner Fassbinder – und Wim Wenders. Während der Regisseur in seiner deutschen Heimat zwar geachtet, aber selten stürmisch gefeiert wird, hat er unter den frankophonen Cineasten eine riesige Anhängerschar. Insofern kein Wunder, dass die Tanzversion von «Himmel über Berlin» ausgerechnet in...