kritik? unerwünscht
Jahrzehntelang war die professionelle Tanzkritik in Tages- und Fachpresse für Pluralismus und Verlässlichkeit bekannt und geschätzt. Ihre Verwilderung setzte mit dem Siegeszug der digitalen Medien ein: Zunehmend müssen Autoren um faire Honorare feilschen, während die Veröffentlichungsmöglichkeiten generell stark zurückgehen. Das hat verheerende Folgen:
1.
Nach den jüngsten Umstrukturierungen in den großen Zeitungen sind nur noch sehr wenige Tanzkritiker und -kritikerinnen mit profundem Fachwissen übrig geblieben, denen nunmehr die Pflicht obliegt, umfassend über die Kunstform Tanz zu berichten und der Öffentlichkeit einen Überblick über das internationale Tanzgeschehen zu verschaffen.
2. In einem Klima radikaler Mittelkürzungen haben sich Institutionen und Sponsoren auf eine neue Medienstrategie verlegt, um ihren Auftritt in den sozialen Medien und mittels digitaler PR-Kampagnen voranzutreiben und somit die Öffentlichkeit auf direktem Wege mit – zumeist positiven – Nachrichten zu füttern. Derweil verliert die professionelle Tanzkritik (mit den weit weniger kontrollierbaren Meinungen und Urteilen ihrer Verfasser) allerorten an Bedeutung.
3. Angesichts der schrumpfenden Anzahl ...
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Tanz Mai 2016
Rubrik: Traditionen, Seite 58
von Ismene brown
Seit eineinhalb Spielzeiten leitet Tim Plegge das in Wiesbaden und Darmstadt ansässige Hessische Staatsballett. Er hat dabei Boden gutgemacht. Boden, den der Tanz einbüßte, als bei der Zusammenlegung der beiden Vorgänger-Kompanien zwölf Stellen wegfielen. Außerdem verwandelte der Abgang von Stephan Thoss in Wiesbaden resp. Mei Hong Lin in Darmstadt zwei umtriebige...
Gleich neben dem Kaffeeautomaten, in einer Vitrine, sind sie zu besichtigen, alte Original-Instrumente aus der Münchner Zeit von Dorothee Günther und Carl Orff: Zimbeln, Trommeln und ein auf Halbtöne gestimmtes Xylofon. Zeugnisse einer Tanzschule, die Günther 1924 gegründet hatte mit dem Ziel, schöpferische Kräfte durch umfassende Bildung freizusetzen. Selbst im...
«Kein schöner Land» heißt es im Lied, und alle singen. Doch die Frage, die sich die Ensemblemitglieder der Deutschen Tanzkompanie im «Ersten Wanderbild» stellen, lautet eigentlich ganz anders: «Woher kommen wir?» Schier endlos ist der Zug, sobald sich nach einem Prolog der Vorhang öffnet, und jeder trägt sein Fähnlein vor sich her, wie bei den Olympischen Spielen...