koblenz: anthony taylor «stalin dances»
Der damalige Intendant des Koblenzer Stadttheaters, Hannes Houska, fragte ihn vor 29 Jahren: «Hätten Sie Lust, Ballettmeister zu werden?». «Nein», sagte der Engländer Anthony Taylor. Und blieb. Aus den vereinbarten 24 Monaten wurden fast drei Jahrzehnte. Jetzt ist er 65 Jahre alt. Wer ihm 2011 nachfolgt, erfuhr Taylor erst bei der Pressekonferenz am 27. September: Steffen Fuchs wird er heißen, Absolvent der Dresdner Palucca-Schule. Nur zwei Tage zuvor hatte Taylor noch ahnungslos Premiere gefeiert, seine vorletzte: «Stalin Dances».
Pompöse Säulen und ein üppiger Kronleuchter bilden die Kulisse für Taylors Ballett. Die Bühne wirkt zerschossen; in den Vorhängen klaffen Löcher, Taylor dachte sie als Zeugnis von Oktoberrevolution und Erstem Weltkrieg. Stalins Vision einer kommunistischen Zukunft, die von Utopie, Gewalt und radikalen Umbrüchen geprägt war, übersetzt Taylor routiniert als eine Geschichtsstunde mit wildem Geballer, Mord und Totschlag. Aber er stolpert nicht allzu sehr über die plakativen Fallstricke, er deutet an, jongliert subtil mit Fakten und Musik.
Links auf der Bühne spielen Kammermusiker ein Stück Aram Chatschaturjans aus dem Jahr 1932. In der Mitte genießen ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Die Uferstudios im Berliner Stadtteil Wedding sind ein Schmuckstück. Hier wurde kein Straßenbahndepot wie in Düsseldorf und Frankfurt umgewidmet, sondern ein Bushof. Etwas kleiner sind sie deshalb, die 14 Studios, die seit Oktober vollzählig der Berliner Tanzszene zur Verfügung stehen. Fünf Ateliers sind dem Hochschulübergreifenden Zentrum Tanz vorbehalten....
Spurensuche und Ost-West-Passagen. Aus dem Westen Alain Platel, Pippo Delbono, Romeo Castellucci, Angelin Preljocaj. Aus dem Osten Ivo Dimchev, Theater aus dem Kosovo, aus Lettland und Tschechien. Mittendrin die «euro-scene» selbst, das Festival vom 2. bis 7. November zwischen den Hemisphären von Tanz und Theater, von Ost und West. Kuratorin Ann-Elisabeth Wolff...
Choreografen, die sich verändern möchten, haben es schwer. Wenn ein Künstler was Gutes schafft, wollen Publikum und Presse davon immer mehr. Pina Bausch konnte davon ein Liedchen singen, als ihre Stücke immer leichter, beschwingter und tänzerischer wurden. Sasha Waltz konnte dies in der Schweiz nun ebenso. Hier hatte man sie von ihrer «Travelogue»-Serie her in...