Jaroslaw Jurasz: "Alexis Zorbas"
Jaroslaw Jurasz
«Alexis Zorbas»
Unvergesslich die Schlusssequenz aus Michael Cacoyannis’ Film von 1964, in der Alexis Zorbas alias Anthony Quinn den Sirtaki tanzt. Alles hat er nach dem Zusammenbruch seiner Seilbahn verloren, nur nicht seine Lebensfreude. In Halberstadt dampft Jaroslaw Jurasz die 360 Seiten von Nikos Kazantzakis’ Roman auf ihren tanzbaren Extrakt ein. Aber die knorrige Allwettergestalt, die grandios den Moment ihrer Empörung genießt, erschließt sich dem Ballett nur schwer.
Kordula Kirchmair-Stövesand entwarf für die zwei Akte eine mediterran helle Szenerie aus wendbaren Haus-Kabinetten und setzt Projektionen ein.
Schon im ersten Bild, einem Sirtaki-Traum hinter flirrender Kurtine, zeigt sich: Was leicht gedacht ist, wird von besonders dramatischer Musik gestützt. Im ersten Akt steht Irineos Triandafillous Partitur, 2006 für ein Theater seiner griechischen Heimat entstanden, mit ihren Entwicklungen und Betonungen den choreografischen Intentionen aber eher im Weg. Darum macht sich Jurasz langsam frei von ihr, zeichnet und führt lieber die Figuren: Die stolze Witwe, vom Wirtssohn angeschmachtet, fühlt sich zu Zorbas’ schüchternem Schriftsteller-Freund Nikos hingezogen, ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Tanz weder als expressiver Ausdruck von Emotionen noch als dramatisches Mittel zum Erzählen von Geschichten, Stimmungen oder Atmosphären, nur die Bewegung an und für sich, sie allein steht im Zentrum des Interesses des am 16. April 90 Jahre alt werdenden Merce Cunningham. Seine Tanztechnik sucht den Tanz um des Tanzens willen («dance for dance’s sake»). Bewegung in...
Wolf Singer,
erzählt Ihnen William Forsythes Choreografie etwas über die Struktur unseres Wahrnehmens und Denkens? Ich denke schon. Charakteristisch ist in all seinen Inszenierungen die Parallelität der Ereignisse. Es passiert immer an vielen Orten gleichzeitig etwas, das sich selbst organisiert. Wenn man das Netzwerk der Bezüge anschaut – dazu braucht man...
Jean-Georges Noverre schäumt vor Wut in seinem VIII. Brief über die Tanzkunst:Der Tanz, ganz und gar zu Hause in der Oper und wie keine andere Kunst begabt, diese wieder glaubwürdig und anrührend zu machen, ausgerechnet der Tanz verkommt in der Hand von Ignoranten zum gefälligen Ornament. Anstatt die erneuernden Kräfte der Bewegung zu nutzen! Man müsse «die Autoren...
