Jan Lauwers
Jan Lauwers, renitenter belgischer Theaterchoreograf, wird mit 400 Seiten Buch geehrt.
NO BEAUTY FOR ME THERE WHERE HUMAN LIFE IS RARE heißt es. Das ist ein Zitat aus seinem Tanz um Camus’ Drama «Caligula» zur documenta X im Jahr 1997. Wie im Stück der Dichter Scipio dem römischen Diktator, antworten 28 Essayisten kritisch ihrem Wegbegleiter Jan Lauwers. Der liebt große Exzentriker, Bluthungrige aus Vernunft wie Julius Caesar oder Macbeth. An ihren Gräbern hat Lauwers gekratzt; seine Exegeten schauen in die Gruft der Dramen.
Daraus tönt Lauwers, dass Theater nicht eine Oneman-Show für Tausende sei, sondern dass «Tausende auf der Bühne für einen Einzigen spielen» sollen. Für den Mächtigen. Wie vor einem König aufgeführt, dürfe Theater sich nicht lohnen, sondern müsse eben all das sein, was die Politik nicht will: nämlich «freie, nutzlose, elitäre» Bühne. Nur dadurch sei Theater fesselnd, Augen öffnend und unterhaltend. Das Theater, fordert er, gehöre nur in eine Hand: nämlich in die des Künstlers. Nicht aber in jene von Intendanten, die die Politik restlos absorbieren.
Man muss kein Stück von Lauwers gesehen haben, sondern braucht nur Abonnent seines Newsletters sein ...
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Im Gartencafé. Mir gegenüber am Tisch sehe ich Rippen, tote Knochen. Der arme Gartenstuhl mit ausgebleichten Holzlatten, ein Gerüst, das weiter unten praktisch und fast anmutig seine Beine kreuzt. Der Platz gegenüber ist leer. «Der Tod ist mitten unter uns», fällt mir unwillkürlich ein, ein Satz, unscharf wie der ganze Begriff vom «Totentanz». Mit den Jahrhunderten...
Die spartenübergreifende Arbeit am Theater ist mal wieder in aller Munde:
1. Weil erfolgreiche Kollegen nach langen Jahren ihre Verträge aufkündigen, da ein neuer Intendant Einsätze des Ballettensembles in Musical und Operette verlangt, oder 2. Weil immer noch manche Intendanten argumentieren, der Tanz würde die Operette zu seiner Rechtfertigung brauchen.
Letzteres...
Ihre Eltern flohen vor der griechischen Diktatur nach Belgien. Die Tochter, die ihre eigene Spielstätte in Berlin betreibt, kehrt jetzt kurz zurück ins Land, das mit orthodoxer Beharrlichkeit sich weigert, Nackte auf der Bühne zu ertragen. Das Schlussbild in Toula Limnaois’ jüngstem Stück: ein Haufen sehr leiblicher Leiber vorn, ein Berg von Kleidern weiter hinten....