Ivana Müller: «Playing Ensemble Again and Again»
Die Vorstellung muss grandios gewesen sein. Der Applaus donnert, nimmt kein Ende. Her mit den Performern, auf die Bühne und jetzt verbeugen. Erst die Arme hoch, dann die Köpfe runter, selbstgewisser Triumph und gefällige Devotion, große Arroganz und höfliche Anpassung. Die ewige Ambivalenz des Künstlers gegenüber seinem Publikum – das Ritual des Beifalls ist: Choreografie.
Bei Ivana Müller ist die Applausordnung das ganze Stück. Nach der Show ist vor der Show. Das Danke an die Künstler, ihre Verabschiedung dauert bei ihr eine Stunde lang.
«Playing Ensemble Again and Again» zeigt sechs Performer im Akt des Verbeugens, im mystischen Zwischenstadium von «spielen sie noch oder leben sie schon?». Während sie in Zeitlupe Glücksgrimassen und -gesten präsentieren, offenbaren sie per Mikroports Betriebsinterna: «Für diese Show musste ich mir die Haare färben.» Oder: «Das Publikum scheint mit uns gealtert zu sein.»
Die Körper sind das eine. Routiniert jovial wird nach der Hand des Kollegen gegriffen, wird ekstatisch zum Bühnenrand getänzelt, der Zuschauer selig angestrahlt. Ihr Hirn aber ist das andere. Wie schon in Ivana Müllers Erfolgsproduktion «While We Were Holding It Together», öffnet ...
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