Interface
So sieht ein Seeigel aus, der in einen Farbeimer gefallen ist: lauter knallrote Stacheln, leicht gezaust und trotzdem wohlsortiert. Nur handelt es sich hier um kein animalisches Abbild, sondern um ein Kunstwerk, dem ein anderes Kunstwerk zugrunde liegt: Ein choreografisches Fragment, Auskopplung aus Marco Goeckes «Der Liebhaber» (tanz 4/21), wurde per digitaler Transformation gleichsam eingefroren. Das artifizielle Gebilde soll demnächst als Ausstellungsobjekt zu bestaunen sein, bis dahin wird es per Galerie-App präsentiert.
Prinzipiell ist die Überführung analoger Tanzkunst in Pixelformate nichts Neues. Seit William Forsythe mit seiner (inzwischen ziemlich eingeschlafenen) «Motion Bank» für Aufsehen sorgte und Richard Siegal das Bauhaus-Abenteuer unter dem Titel «Das Totale Tanz Theater» (tanz 11/18) wiederbelebte, weiß man, wie cool und attraktiv Tanz im Virtuellen wirkt. Mit Corona steuerte die Entwicklung das nächste Level an und gipfelte im VR-Event «Kinesphere» (tanz 10/21), der choreografierten Kooperation des Balletts Augsburg mit einem Schwenkarmroboter. Während der internationale Streamingbetrieb betrüblicherweise wieder auf Eis liegt, hat der Dachverband Tanz sich ...
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Tanz November 2023
Rubrik: Bewegung, Seite 4
von Dorion Weickmann
«We are in a theater», spricht Steven Cohen mit trauriger, müder Stimme, «but I’m not acting. Everything I do is real.» Cohens Solostück «Put your heart under your feet … and walk!», uraufgeführt 2017 in Montpellier und sechs Jahre später als Deutsche Erstaufführung im Haus der Berliner Festspiele zu sehen, ist kein Theater, es ist ein Ritual, ein Bekenntnis des...
Unser Videocall beginnt mit einer kleinen Enttäuschung: Flora Miranda trägt ja das Gleiche wie ich – ein schlichtes schwarzes Tanktop! Unglamouröser geht es kaum. «Ich bin sehr auf die Arbeit fokussiert und weniger auf mich selbst», lächelt die 33-jährige Salzburgerin gelassen, als ich sie auf unseren simplen Zwillingslook anspreche. Dann dreht sie den Monitor ein...
Beifall von den Rängen, Schmähungen von der Journaille. So lief es an der Pariser Opéra praktisch die gesamte letzte Saison, wenn zeitgenössische Gastchoreograf*innen auf der Bühne des Palais Garnier ihre Arbeiten mit der illustren Kompanie präsentierten. José Martinez, der seit Dezember 2022 die Geschicke des Ballet de l’Opéra de Paris leitet, mag das bedauern....