In der Mühle

Stepper, Laufband, Ergometer – jeder kennt die schweißtreibenden Optimierungs-Apparaturen, an denen fitnessbewusste Naturen ihre Körper knechten. Aber haben Sie schon mal von der «Euphemismus-Tretmühle» gehört? Klingt ebenfalls nach Anstrengung. Und irgendwie auch nach Ausweglosigkeit. 

Den Begriff verdanken wir dem auf Psycholinguisik spezialisierten, in Kanada gebürtigen Sprachwissenschaftler Steven Pinker, der ihn erstmals in seinem Buch «The Blank Slate» (2003) prägte.

Dort bezeichnet der Harvard-Professor mit «euphemism treadmill» einen Prozess, bei dem ein neues Wort, das als Ersatz für eine bisherige, mittlerweile als verletzend empfundene Bezeichnung eingeführt wird, allmählich selbst eine negative – d. h. von der bezeichneten Gruppe als abwertend empfundene – Konnotation erfährt. Um schließlich, wenn der Zeitgeist es so will, abermals ausgemustert und ausgetauscht zu werden. Treffliche Beispiele, die bereits mehrfach durch die Mühle gedreht wurden: «Homo», «Asylant», «Neger», «Krüppel» ... Darf man diese Wörter überhaupt noch in den Mund nehmen? Allenfalls, so scheint es, wenn man selbst der in Rede -stehenden Gruppe angehört.

Im Duden ist der Eintrag zum Substantiv ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz Januar 2020
Rubrik: Warm-up, Seite 1
von Marc Staudacher

Weitere Beiträge
Greifswald/Stralsund: Ralf Dörnen «Und die Seele unbewacht»

Drei Abende lang hätte der «Tristan» dauern sollen. Doch John Cranko starb 1973, bevor er sein ambitioniertes Projekt in die Tat umsetzen konnte. Erhalten hat sich sein Konzeptpapier sowie eine Komposition von Hans Werner Henze aus dem Todesjahr des Choreografen, die das Thema vorbereiten sollte: «Tristan. Preludes für Klavier, Tonbänder und Orchester».

Wenn auch...

Screening 1/20

Giselle

Es ist ja nicht so, dass das Moskauer Bolschoi einen Mangel an «Giselle»--Versionen zu beklagen hätte. Seit 1986 war Yuri Grigorovichs Fassung in -regelmäßigen Abständen zu besichtigen, 1997 gesellte sich noch Vladimir -Vasilievs Interpretation hinzu. Trotzdem sah Ballettchef Ma-khar Vaziev nach zwanzig Jahren Ergänzungsbedarf – und beauftragte einen...

Der choreografierte Blick

Tanz hat Helmut Newton nie fotografiert. Viel zu unberechenbar für den Meister des präzise inszenierten Moments. Die Körper sind es, die ihn interessieren – als Material für seine starken, hoch stilisierten, provokativ-glamourösen Modefotografien, seither Konvention jenseits der Konvention. Tänzer aber sind der Ausgangspunkt der «Body Performance» in der Berliner...