Gundula Peuthert: «Stolpern, nicht stürzen»
Im östlichsten Zipfel der Republik geben sie Opern mit polnischen Übertiteln. Am Theater Görlitz, fünf Minuten von Polen und eine Fahrradtour von Tschechien entfernt, leitet Gundula Peuthert ihr kleines Tanzensemble: gerade einmal acht Tänzer, darunter ein Tscheche, zwei Polen und ein Brasilianer – überraschend deutschsprachig diese Tanztruppe. Jetzt, in «Stolpern, nicht stürzen», präsentiert sie die Variation des alten Themas vom instabilen Stand. Schwarzer Raum, Bach, Matthäuspassion. Acht Tänzer als pulsierender Pulk.
Eine Art Ursuppe, aus der sich getreu Darwin einzelne Tänzer lösen, um am aufrechten Gang das Risiko der Menschheit zu betrachten: dass sie jederzeit fallen, wenigstens stolpern kann. Seit Angela Merkel ihre milliardenschweren Bankergehhilfen verteilt, ist die Fähigkeit, ins Straucheln zu geraten, ohne dabei auf die Nase fallen, eine Art Breitensport. Hier ist zumindest die Choreografie eleganter, eine fließende Folge impulsiver, fast lakonischer Bewegungen. Gundula Peuthert entwickelt ihr Bewegungsrepertoire streng anatomisch aus Aufrichten, Gehen, Stolpern, Taumeln, Fallen, Kriechen und wieder Aufstehen. Dazu reicht sie am Bühnenrand von Tänzern gelesene ...
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