Geteilte Spitze

Berlin: Streit um Sasha Waltz und Johannes Öhman

Auch wir, die berufsneugierigen und sonst oft neunmalklugen Journalisten, haben an diesem Tag versagt. Haben bei der Pressekonferenz im Berliner Rathaus eine entscheidende Frage nicht gestellt: «Herr Müller, Herr Renner, ist das Staatsballett über den Leitungswechsel informiert? Wenn nicht – wann soll das erfolgen?» Keine Ahnung, wieso niemand das Stadtoberhaupt und seinen Kultur-Staatssekretär Tim Renner darauf ansprach, ob die Betroffenen schon Bescheid wissen. Aber so war es.

Und vielleicht war es so, weil die Intendanten in spe, Sasha Waltz und Johannes Öhman, bestens präpariert vor die Presse traten. «Wir wollen», sagte Waltz, «für das Berliner Staatsballett eine bewegte Kunstsammlung kuratieren, in der von Rembrandt bis Ai Weiwei alles vertreten ist.» Das Duo, das 2019 Nacho Duato beerben soll, will eine Repertoirepolitik betreiben, die Klassisches neben Zeitgenössisches rückt, das Historische wie das Experimentelle umfasst. Mit diesem Mix möchten Waltz und Öhman, derzeit Direktor des Königlich Schwedischen Balletts in Stockholm, die Hauptstadt-Truppe aus dem künstlerischen Abseits manövrieren. Wo es vor sich hin dämmert, seit der Gründungsintendant Vladimir Malakhov ...

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Tanz Oktober 2016
Rubrik: Menschen, Seite 30
von Dorion Weickmann

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