Gekippt
1926. New York ruft das «Cabaret Law» aus. Das Gesetz verbietet das Tanzen in der Öffentlichkeit. Sechs Jahre zuvor: Die USA beschließen die Prohibition. Wer trinken will, trifft sich zum Cocktail in Speakeasys, in Hinterzimmerkneipen. In ihnen wird auch getanzt. Etwa in Harlem, als sich um 1930 Schwarze und Weiße gemeinsam vergnügten. Die rechtliche Handhabe gegen sie bot das «Cabaret Law». In den 1970er-Jahren gerieten Schwule und Lesben ins Visier. Auch wenn die Prohibition 1933 abgeschafft wurde: Das Tanzverbot blieb. Um 1990 traf es die Techno-Clubs.
Der damalige Bürgermeister Rudolph Giuliani bestand darauf: Tanzen «beeinträchtigt die Lebensqualität». Was er nicht sagte: Die Stadt New York verdiente gut am Gesetz. Eine «Tanzgebühr», 100 000 Dollar im Jahr, wurde zuletzt in 97 Clubs fällig.
Bis Andrew Muchmore auftrat: Der junge Anwalt handelte sich einen Strafzettel wegen unerlaubten Tanzens ein. Er ging vor Gericht. Im Kreuzverhör mit dem Polizisten fragte er: «Was haben Sie genau gesehen? War es ein Schwingen, ein Wippen? Haben die Gäste Jitterbug getanzt? Oder doch eher Funky Chicken? Führen Sie das doch bitte mal vor!» Der Polizist verzichtete, die Klage wurde ...
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Tanz November 2018
Rubrik: Side Step, Seite 17
von Arnd Wesemann
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