Forschung
«His pulse builds on a powerful motor drive», sagte George Balanchine mal über Igor Strawinskys Musik. Das hat den Bochumer Herausgeberinnen Monika Woitas und Annette Hartmann gut gefallen. Den Ballets-Russes-Komponisten als Rhythmiker einer echten «Körpermusik» lieben sie, weil er Schluss machte mit dem ephemeren Ballerino.
Her mit der «Rhythmusmaschine Körper»! Fort mit der Geist-Körper-Trennung der Klassik! Im Anschluss eines dreijährigen Strawinsky-Projekts an der Ruhr-Universität liegt nun ein Sammelband vor, der beweisen will, dass der Tanz durch intellektuelle Verdammung des Körpers zum Schlusslicht der Künste wurde. Die Musik galt als vergeistigte Form von Welt – weshalb jede Näherung des bösen Tanzes an die Prinzipien der hehren Musik, trotz Strawinskys Meisterwerke wie des zuletzt von Stephan Thoss in Wiesbaden interpretierten «Sacre du printemps», gefälligst problematisch sein müsse. Aber ist der neoklassisch im Strom der Musik frei treibende Körper tatsächlich eine Zumutung? Für wen? Die Autoren bemühen alte Argumente von der rhythmisierten Beschleunigung der Industriewelt, auch Thesen aus der Neurowissenschaft. Beide bleiben dem Leser egal. Denn hier fließt über dem ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein

- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Er kommt aus der Nähe von Straßburg, tanzte in Paris, seit fünf Jahren lebt er in Berlin. Sein Körper ist bärenstark, seine Haltung die eines Teddys. Die Stimme bittet im freundlichen Ton um Aufmerksamkeit, der Wuschelbart federt den Eindruck von Eitelkeit ab, der Topfschnitt fügt Mitleid hinzu. Den Soloabend führt sein Assistent ein, mit Halbglatze in Malerhose...
Vor 40 Jahren, 1969, eröffnete Robin Howard eine Scheune für den Tanz, The Place in London. Heute zählt sie zu einer der Geburtsstätten des zeitgenös-sischen Tanzes und betreibt seit 20 Jahren auch ein Forum für Neuent-deckungen. Noch bis zum 20. Februar findet hier eine Tanzplattform der Superlative statt, «Resolution! 2010». Nahezu jeden Tag werden hier drei...
Wer Showtanz zu seinem Beruf macht und die Kunst der Choreografie fürs Haschen der Effekte braucht, sei in Gottes Namen nicht ausgenommen von seiner Liebe. Wer Jesus Christus zum Schluss an den eisernen Vorhang nagelt und im Namen von Klaus Kinski die Kirche ihrer Unchristlichkeit beschuldigt, darf auch gern erklären: «Jesus Christ Superstar» war gestern,...