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Bei William Forsythe und Saburo Teshigawara gerät die Dynamik in einen unbeschreiblichen Fluss.

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Im Halbdunkel in der Mitte des Raums eine schwarze Gestalt, im Gegenlicht, uns den Rücken zugewandt. Der Schatten verfremdet sie, modelliert eine Skulptur. Sie dreht sich unendlich langsam, nur eine Ahnung von Bewegung, die Füße rätselhaft unbewegt. Ärmel heben sich, aus den Öffnungen wachsen Hände. Unterschwellig schwebende Klänge. Ein Zittern durchbricht die flächige Zeit: eine Hand, ein Arm, schließlich ein Fuß verselbstständigen sich, geraten außer Kontrolle, Zuckungen bemächtigen sich des Körpers.

Irgendwann ferne Rufe eines fremdartigen Vogels oder der Klang japanischer Flöten. Die Bewegungen der Gestalt werden zunehmend größer, beginnend am Platz, nach einer Weile im sich weitenden Lichtfeld raumgreifend. Der Körper schwebt mühelos und leicht, fließt sich fortwährend geschmeidig verformend, löst sich zuweilen auf in der Dunkelheit. Er nimmt den ihn umgebenden Raum in sich auf. Die Haut ist als Grenze durchlässig geworden, die Bewegung unendlich. Ich werde ins Geschehen hineingesogen – und sehe nichts. Meine Wahrnehmung wird unsicher, das komplexe Formenspiel verschmilzt zu einem unablässigen Bewegungsfluss. Ich fühle mich der Realzeit enthoben, selber frei schwebend, ohne ...

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Tanz Jahrbuch 2007
Rubrik: Schwerpunkt, Seite 50
von Christiane Berger

Vergriffen
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