Foto: Roberto Conciatori

Fleischlin/Meser «I just wanna fucking dance oder Begeisterung und Protest» in Berlin

Sollte es gelegentlich Klage darüber geben, dass der Tanz unpolitisch (geworden) sei, wäre hier ein mögliches Gegenstück gefunden. Beatrice Fleischlin aus Zürich und Anja Meser aus Berlin bilden ein kleinstmögliches Kollektiv. Angesichts ihrer stets sauber synchronisierten Schritte darf man sogar sagen: Zwischen die beiden passt kein Blatt. Ihre Tänze zeigen die friedlich Protestierenden auf dieser Welt. Sie tanzen Pussy Riot in der Christ-Erlöser-Kirche und den «Standing Man» Erdem Gündüz auf dem Taksim-Platz.

Copyrights gebühren auch den Female Muslim Dancers, dem Syrian Nonviolence Movement oder den Yes Men. So wie der 2014 gestorbene japanische Künstler On Kawara für sehr schlichte Gemälde bekannt wurde, die nur das Datum der jeweiligen Bildentstehung vorzeigen, exekutiert auch das Duo Fleischlin/Meser seine getanzten Präzisionskopien jeweiliger Protest-Aktionen stets vor einer ebenso schlichten wie korrekten Datumsangabe. Man könnte fast denken, dies sei Dokumentartanztheater.

Aber sie können mehr. Vor allem gut übersetzen. Rechts auf der Bühne steht das denkbar einfachste Symbol für die Ursache der meisten Proteste: ein Klo-Häuschen. Es trägt abwechselnd die Aufschrift ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz März 2017
Rubrik: Kalender, Seite 36
von Arnd Wesemann

Weitere Beiträge
Der Nussknacker und die Crowd

Vor 125 Jahren wurde in Sankt Petersburg zum ersten Mal «Der Nussknacker» aufgeführt, ein Ballett, das seit seiner Uraufführung am 18. Dezember 1892 als Inbegriff des Weihnachtsmärchens die Kinderaugen zum Leuchten bringt. Auf der Bühne ist jede Menge los, vom Marsch der Zinnsoldaten über den Schneeflockenwalzer bis zum Tanz der Zuckerfee. 120 Tänzer, 300 Kostüme,...

Osnabrück: Wigman, Goecke, de Candia «Danse Macabre»

Der «Totentanz I» dauert gerade mal sieben Minuten, aber die haben es in sich. Sobald sich das Dunkel der Bühne lichtet, lassen sich die Verblichenen noch einmal sehen in ihrer ganzen Farbigkeit: blau die dominierende Frauenfigur, springlebendig die rote, ruhiger die grüne, fast ein wenig unscheinbar die gelbe. Schwarze Zwergenhüte auf dem Kopf, könnte man die vier...

La Ribot «Another distinguée» in Madrid

Eins muss man ihr lassen. 23 Jahre blieb sich die in Genf lebende Spanierin selber treu. Sie macht, was sie immer tat, auch wenn eine in den 1990er-Jahren geborene Zuschauerin genervt ausruft: «Das ist ja so was von Neunziger!». La Ribot mit feuerroten Locken und der Konzentration einer Zirkusdompteurin ist bekannt für ihre «distinguierten Stücke», kleine Aktionen,...