Düsseldorf: mélanie demers «junkyard/paradise»

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Die Leiterin der Kompanie Mayday braucht keine Notsignalraketen, sie hat schon genügend Feuer. Höchst provokativ legt Mélanie Demers, eine der wenigen Exponentinnen des kanadischen Tanztheaters, in «Junkyard/Paradise» Brandherde, die rabiat an allen möglichen Aspekten alltäglicher Gewalt zündeln: Beziehungen, Abwehrhaltungen, auch an der schützenden Ignoranz. Der Choreografin geht es nicht ums politisch korrektere Verhalten in Konfliktmomenten, sondern um die Ursachen von aggressiven Ausbrüchen und lodernder Emotion.

Die Performance ist ziemlich schrill.

Ein Haufen Kostüme wird gewechselt, entsprechend bunt ist das Setting. Rau geht es zu, nie grundlos brutal. Demers' Tänzer, das sind Angie Cheng, Brianna Lombardo, Nicolas Patry und Jacques Poulin-Denis, der auch die Musik komponiert hat, sowie die Choreografin selbst. Mit buchstäblichem Feuereifer wühlen sie wild im Material. Was immer ihnen in die Hände fällt, ruft eine Sauwut bei ihnen hervor. Wobei sie durchaus dosiert auch Worte in den Mund nehmen, deren choreografische Übersetzung von einem tieferen Verständnis von Kadenzen und Modulationen zeugt, etwa, wenn Brianna Lombardo ihr wiederholtes «I don’t care» vom Schreien zum ...

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Tanz August 2012
Rubrik: kalender und kritik, Seite 54
von Philip Szporer

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