Der Tänzerversteher: Michael Laub

Über seine «Portrait Series» und den Unterschied zu einem Solo, befragt von Arnd Wesemann

«Jeder Fotograf macht Portraits und jeder Maler. Nur auf der Bühne gibt es sie nicht. Warum?», fragt Michael Laub, dessen unnachahmlich sanft kratzende Stimme klingt, als dulde sie keinen Widerspruch des selbst gestellten Rätsels: «Die einzige Antwort, die ich bisher gefunden habe: Man kann ein Portrait nicht proben. Man kann es nur herstellen.»

Natürlich gibt es Portraits im Tanz, von Ulrike Meinhof, Salvador Dalí oder sein eigener Versuch über Hans Christian Andersen.

Da werden Personen dargestellt, die alle Welt kennt, aber so wenig von ihnen weiß wie der Choreograf. Laub meint richtige Tänzerportraits, Autobiografisches, der Tänzer als «Modell», so wie ihn ein Fotograf portraitiert.

Wie man auf der Bühne einen Tänzer als ein Ich zeigen kann? Die Frage soll Tom Stromberg angeregt haben, der noch als Intendant des Schauspielhauses in Hamburg versuchte, seinem Publikum den Menschen hinter seinen Funktionen – Schauspielerin, Techniker, Putzfrau – zu zeigen. Michael Laub begann mit dem Chauffeur des Hauses. Auf der Fahrt vom Flughafen diskutierte er mit ihm beim Hören klassischer Musik die Frage, ob er eher zu Sibelius oder Mahler weinen könne. Der Chauffeur fand Sibelius ...

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Tanz Juli 2007
Rubrik: ich selbst, Seite 24
von Arnd Wesemann

Vergriffen
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