Der König, ein Frosch
... und andernorts. Je mehr man sich in die Märchenwelt seiner Kindheit vertieft, desto weniger vertraut erscheint sie. Die Erinnerung trügt, und nicht eine einzige Figur verhält sich so, wie wir’s aus Grimms Geschichten kennen. Selbst das Böse, von Masa Kolar kraftvoll verkörpert, ist nicht mehr das, was es war, und verkehrt sich zeitweilig ins Gegenteil.
«Beseelt vom Wunsch, ihre eigentliche Bestimmung zu erfüllen», liest man im Programmheft, nützt jede Märchengestalt die Gelegenheit, sich zu «verwirklichen» – und also kommt es, wie es kommen muss: Rotkäppchen landet liebeslustig auf dem Lager des Dornröschens, Sterntaler wartet vergebens mit gelupftem Hemdchen auf einen güldnen Regen, und die böse Fee und der Wolf tanzen als «die Schöne und das Biest» einen Pas de deux voll Zauber und unglaublicher Zärtlichkeit. Ganz und gar ausgehungert küsst die Prinzessin ihren König indes so hemmungslos, dass der sich vor lauter Scham am liebsten wieder in den Frosch zurückverwandeln möchte.
Natürlich kennt Stephan Thoss den Stoff, aus dem die Märchen sind. Von seiner Dramaturgin beraten, hat er auch seinen Bruno Bettelheim gründlich genug studiert, um zu wissen, dass selbst Erwachsene ...
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