Der Hintern

Der Anus ist die Perle, der Körper die Muschel. Warum den Po verstecken, anstatt mit ihm Kunst zu machen? Das Duo Cecilia Bengolea und François Chaignaud zeigt, was choreografisch in ihm steckt

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Öffnungen, dringend gesucht! In welche Richtung lässt sich der Tanz heute entwickeln? Da wird so viel zurückgeblickt, rekonstruiert oder in sich hi-neingeschaut. Was spielt sich in mir ab? Was spüre ich? Fragen, die nur die Tänzer selbst beantworten können. Wie auch ließe sich die Antwort, falls gefunden, dem Zuschauer vermitteln? Das Körperinnere des Tänzers bleibt mysteriös. Nichts ist verifizierbar. Auf der Suche nach neuen Ufern wird sogar denkbar, unsichtbare Introspektion und Elektronik zu koppeln.

Das Ergebnis wären Tonfolgen oder Bildwelten, gesteuert von Hirnströmen, Blutdruck oder Muskelspannung des Tänzers. Aber welchen Fortschritt würde es bringen? Was drinnen vorgeht, bleibt unergründlich. Der Zuschauer wäre ja schon froh, wenn er selbst wüsste, was er gerade empfindet.

Trotzdem. Nichts wird heute so verzweifelt gesucht wie Empfindungen. In einer Gesellschaft, die den Menschen immer schematischer formatiert, wird die Ersatzhandlung immer wichtiger. Unbewusst bis unterschwellig empfindet sich der Rund-um-die-Uhr-Konsument immer weniger als lebendes, selbstbestimmtes Subjekt. Umso mehr sucht er in der Freizeit für einen Augenblick die Nähe des Todes, zappt von ...

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Tanz August/September 2008
Rubrik: Tänzer in Teilen, Seite 48
von Thomas Hahn

Vergriffen
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