Das kleine Nichts

«Les petits riens» lässt sich nicht rekonstruieren. Zur Freude von Thierry Malandain aus Biarritz.

Zwei Schäferinnen bestrafen Amor – und alles wird gut. Der Schalk hatte beide sich in eine Dame verlieben lassen – aus Rache, eingesperrt worden zu sein. Er war so frei und hatte selbst eine Vogelschar aus ihrer Voliere entlassen. Das höfische Spiel von Liebe und Verführung, es spielt sich auf der Weide umso leichter. Das Schäferstündchen namens «Les petits riens» gefiel. Aber es wurde nach der Uraufführung 1778 nur noch sechsmal aufgeführt. Wa­rum so selten? Dann verschwand auch noch die Partitur, fast ein Jahrhundert lang. Bis sie in ungeordneter Form wieder entdeckt wurde.


Mozart selbst galt als durchaus talentierter Tänzer. Das Mozartjahr hätte sich keinen keckeren Choreografen wünschen können als Thierry Malandain, um mit Pfiff und Witz aus «Les petits riens» Essenz zu ziehen. Der Leiter des Ballet Biarritz baut in vielen seiner Stücke zwischen Körper und Musik genau jene heitere Kunst der Verführung auf, die in der Epoche von Marivaudage und Libertinage in allerlei Schlössern und ihren Gärten die raffinierteste je im Okzident erreichte Erotik zelebrierte. Die Regeln der Kunst waren dabei ebenso komplex wie eng gefasst. Malandain beleuchtet auf der Bühne nur ein begrenztes ...

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Tanz März 2006
Rubrik: Mozart Facetten, Seite 28
von Thomas Hahn

Vergriffen
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