Das chinesische Kollektiv Zuhe Niao zur Sommerszene

Salzburg

Armes China. Wo nicht so getanzt wird, wie es die Menschen selbst bewegt, ist die Welt im Argen. In China gibt es darum nur eine Hand voll Tanzgruppen, die über die Verhältnisse tanzen. Dazu gehört dieses Jungkollektiv von Künstlern aus Shanghai, Zuhe Niao, das mit Tanz etwas ausdrückt, was nahe liegend nur mit Tanz ausgedrückt werden kann: das Schweigen müssen.

Tongue’s Memory of Home ihres kontoführenden Autors und Regisseurs Zhang Xian schreibt folgendes Dissidentengedicht an die Wand: «Those souls who permit me to speak / Do not let the tongue recover memory / The word dances wildely on the other shore». Was bringt die innere Zensur des Menschen kürzer auf den Punkt? Selten war auch der Tanz – kein besonders gut getanzter – von mehr Notwendigkeit gezeichnet: ein Picknicker, der mit der Botanisiertrommel nach Gedanken fischt, und vier den Albtraum tanzende Subjekte, die nachtwandelnd ihre Schrecken der erkennungsdienstlichen Behandlung erleben. Die dabei geraubte Seele verlieren sie an die Gewohnheit, nur noch Quadrillen zu tanzen. Die Kulturrevolution steckt diesem Totentanz in den Knochen, und die Aufforderung, nach der Revolution noch triumphaler, noch kollektiver die ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz Juli 2007
Rubrik: Der Kalender, Seite 43
von Arnd Wesemann

Vergriffen
Weitere Beiträge
Goyo Montero

Ein williger Nachfolger für Daniela Kurz ist gefunden: Goyo Montero, der zur Spielzeit 2008/09 am Staatstheater Nürnberg die Ballettleitung übernimmt. In Madrid geboren und in Spanien wie in Kuba von namhaften Lehrern ausgebildet, ist er in Deutschland kein Unbekannter. Montero tanzte als Solist am Leipziger Ballett, in Wiesbaden und zuletzt während der Direktion...

Urs Dietrichs «Infini»

Tödlich erschrocken stürzt die Frau durch den Zuschauerraum auf die Bühne, trommelt in wilder Angst gegen den eisernen Vorhang. Der öffnet sich. Dunkel verschlingt sie. Auch Kunst vermag nicht Trost oder Zuflucht zu spenden. Sie ist rachenartig, ein schwarzes Loch. Speit Menschen aus und saugt sie wieder auf. Mit «Infini» nimmt Urs Dietrich seinen Abschied als...

Jenseits

Die Videoperformance Apa (Mutter der Mutter der Mutter) ist ein schamanistisches Ritual, eine Anrufung der großen Mutter oder Ur-Frau. Die Performance, aufgeführt von einer Gruppe weiblicher Schamanen in den verschneiten Bergen von Almaty, Kasachstan, basiert auf drei Grundsymbolen: Schnee, Körper und Berge. Die nackten Körper stecken in Schneeröcken. Der Schnee...