Copy me

Rahel Savoldelli und der Wille der Tanzkunst, in keine Schublade mehr zu passen.

Alle kreativen Köpfe definieren sich gern als universelle Allround-Künstler, damit sie selbstbestimmt aus einem Warenkorb der Künste wählen können – mal Paella, mal Salat, mal ein Steak. Oder eben wie einst der Mimos in der Antike – mal Schauspiel, mal Tanz, mal Gesang. Kann man nicht mit allem brillieren, ohne gleich als Da Vinci, das Universalgenie, zu gelten? Meint das «Tanz-Kunst»? Oder geht es nicht in Wahrheit um das genaue Gegenteil: Schubladenferne. Gut, ist auch eine Kategorie.

In sie fällt: Rahel Savoldelli, die in Berlin mit der Schauspielerin Anne Tismer das besonders schubladenferne Kollektiv Gutes Tun gegründet hat.

In Bordeaux zum Festival Les Grandes traversées, einem zweitägigen Programm mit Performern aus Berlin, New York und Buenos Aires mit dem in Berlin lebenden Gastgeber Jared Gradinger, zeigt sie ihr Solo «CopyME» und vervielfältigt sich gleich dreist per Video zum Trio. Am Anfang, belustigend und spannungsvoll, kommt sie noch ganz unschuldig im Kinder-Kart auf die Bühne, demselben, auf dem sie vorher im Video durch lange Amtsflure fuhr. Während sie nun mit dem Tamburin in der Hand über die Bühne flitzt, stellt sie sich als Bandleaderin vor, deren Freundinnen ...

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Tanz Mai 2009
Rubrik: Tanzkunst, Seite 54
von Thomas Hahn

Vergriffen
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