Catwalk als Trauerritual
Der Sommer hatte dem Corona-Virus zugesetzt. Zu heiß, zu viel Luft ... Wir konnten wieder ins Theater. Wir würden nicht sehr viele Abende schaffen. Aber daran dachten wir im September 2020 lieber nicht. Das Schauspielhaus Zürich eröffnete mit einem Tanzstück, mit «The Köln Concert» von Trajal Harrell zu Musik von Keith Jarrett und Joni Mitchell. Wir saßen mit Abstand – und genau das taten die Tänzerinnen und Tänzer auch.
Besoffene Wilis im Morgengrauen
Sieben Klavierbänke für sieben Menschen.
Trajal Harrell macht den Anfang, setzt sich auf die eine Bank, tanzt mit den Armen. Ondrej Vidlar, langjähriger Weggefährte des US-amerikanischen Choreografen, setzt sich auf eine andere und beide wiegen sie ihre Arme zu Joni Mitchells «The Last Time I Saw Richard». Erst dann stoßen die weiteren Tänzerinnen und Tänzer dazu. Das neue Schauspielhaus Zürich Dance Ensemble präsentiert die erste Kreation seines Leiters, des Hausregisseurs Trajal Harrell. Eigentlich war schon im Frühjahr 2020 «The Deathbed of Katherine Dunham», Teil der Trilogie «Porca Miseria», programmiert. Wir mussten darauf schlussendlich bis 2022 warten. Stattdessen begab sich Trajal Harrell im Frühherbst 2020 mit seinen ...
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Tanz August/September 2022
Rubrik: Tanz im August, Seite 12
von Lilo Weber
Virve Sutinen, die Choreografin Cristina Caprioli, die Sie im Rahmen der letzten von Ihnen kuratierten «Tanz im August»-Ausgabe mit einer Retrospektive ehren, gehört zu den fast schon wieder vergessenen Heldinnen des postmodernen Tanzes. Welche Bedeutung hat die in Italien geborene, in Schweden eingewanderte Künstlerin?
Vor allem auf die nordischen Länder hat sie...
Der Berliner «Tanz im August» ist schon lange ein Barometer für Betriebstemperaturen aller Art: des Klimas, der Kulturkontinente, der Weltgesellschaft. Zum letzten Mal verantwortet Virve Sutinen das Festival und zeigt so klar wie nie, was ihr wichtig war. Nämlich Empowerment von Frauen, ästhetisch kraftvolle und kontroverse Positionen sowie choreografische...
Der «Tanzkongress 2022» begann zu Fronleichnam. Eine katholische Prozession zog streng geordnet durch die Altstadt von Mainz. Die Priester bildeten eine Gruppe, gefolgt von Laien in einer zweiten Gruppe. Es folgten Honoratioren in einer dritten, Sänger*innen in einer vierten Gruppe, und so weiter. So zeigte sich die Kirche in der Öffentlichkeit als Regiment. Im Dom...