carmen
Ständig angefeuert, jetzt urplötzlich brutal zurückgepfiffen: So kritisch, so feindselig hatte Dada Masilo sich das Echo auf ihr zweites Turbo-Ballett nicht vorgestellt. Allerdings geht es um «Carmen», und was soll dieser heißblütige Stoff anderes auslösen als einen Orkan der Leidenschaft? Zuletzt hatte es für Masilos «Swan Lake»-Version Jubelstürme gegeben, mit dem Effekt, dass sich das Lob kaum noch steigern ließ. Also musste nun ein gegenteiliger Theaterdonner her, so sind nun mal die Gesetze der Medienwelt.
Bei der «Carmen»-Uraufführung im Maison de la Danse von Lyon zeigte sich das zahlende Publikum zwar begeistert, aber Frankreichs Kritiker blieben am Sitz kleben und veranstalteten in ihren Artikeln danach ein regelrechtes Dada-Bashing. Die Einwände lauteten: zu simpel gestrickt, ein gefährliches Spiel mit Flamenco-Klischees, nichts als Muskelprotzerei! Man stieß sich auch an der angeblich zu plakativen Vergewaltigung Carmens durch Don José am Ende und fand das ganze Spektakel überhaupt zu kommerziell. Die Damen und Herren der schreibenden Zunft taten gerade so, als fielen sie aus allen Wolken und mitten in tiefe Gräben hinein, die sich zwischen Masilos «Swan Lake» und ihrer ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein

- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Tanz November 2014
Rubrik: produktionen, Seite 8
von Thomas Hahn
selbstbild_________
traumkarriere
Das Bild einer Ballerina. Nicht mehr. Für Mabinty Bangura, die eines Tages Michaela DePrince heißen wird, ist der Fund allerdings mehr als nur ein Fetzen Papier, herausgerissen aus einer Zeitschrift. Er allein lässt sie alles Leid ertragen. Mit drei verliert sie den Vater, ermordet von marodierenden «Debils». Wenig später auch die...
Don Juan kann nicht anders. Wo immer er steht und geht, wird er befingert und befummelt – warum sollte er da nicht mal zugreifen? Samuel Déniz Falcón tut dies in Fernando Melos Luzerner «Don Juan» ein paarmal, obwohl er weniger Draufgänger als Drauf-Gestoßener ist. Verführen, ja, das will er und das kann er. Die eigentliche Sache dagegen scheint ihn nur vage zu...
Wenn Lulu Dr. Schön, den Mann ihres Lebens, an sich binden will, streift sie ihren Slip ab. Der Redakteur zieht ihn ihr empört wieder hoch. Sie lässt ihn wieder runter. Bis das Weib seinen Willen bekommt: Schöns Braut verzieht sich, er heiratet Lulu. Für den Münsteraner Tanztheaterchef Hans Henning Paar ist Lulus Höschen choreografisches Spielzeug. Wenn es sich wie...