brüssel: raimund hoghe «cantatas»

Am Ende hat man das Gefühl, stundenlang traurige Musik gehört zu haben – ein Stück nach dem anderen, Klassisches und Famous Songs. Bei langen Szenen-Abfolgen überlagert eben das eine das andere, auch optisch. Raimund Hoghe tut nichts gegen diesen Eindruck. Überhaupt macht er keinen Druck, sondern lässt den Zuschauer einfach in Ruhe. Dieser erprobten Regel gehorchen auch seine «Cantatas», die im Düsseldorfer tanzhaus nrw Premiere hatten, beim Hoghe-Festival «20 Jahre – 20 Tage». Dennoch – oder deswegen – muss man sich beim Zuschauen stets bewusst in Position bringen.

Vielleicht will man ja gar nicht in Ruhe gelassen werden und die Selbstgenügsamkeit auf der Bühne akzeptieren. Aber Hoghes Sinn für Perfektion, für stimmige Elemente, die den Nullpunkt vermeiden, löst solche Widerstände.

«Cantatas»: Lieder. Kantaten. Barocke Kantaten bestehen aus einer Abfolge von Einzelstücken. Wenn ein Komponist ein solches Partikel he-rausnahm und anderswo, etwa in eine Passion, hineinsetzte, hieß das Parodie. Johann Sebastian Bach war dafür bekannt. Pina Bausch war es auch, und Hoghe ist es gleichfalls. Bachs Kantate «Ich habe genug» fügt er ans Ende seines Stücks, das vom Vergehen der Lebenszeit ...

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Tanz Januar 2013
Rubrik: kalender und kritik, Seite 47
von Melanie Suchy

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