Berlin: Niv Sheinfeld, Oren Laor: «Ship of Fools»

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Die Tänzer sitzen, bevor die Zuschauer ihre Plätze einnehmen. Und sobald wir sitzen, stehen die Tänzer auf, gönnen sich einen Spaziergang auf sehr begrenztem Raum. Sie haben alle Zeit der Welt, denn jeder ist eine Insel. Sie schauen uns an. Wir schauen sie an. Wenig haben die drei auf den ersten Blick miteinander gemein. Sasha Angel wirkt, als sei er ein aktiver Sportfan. Anat Gregorio kommt als Amazone daher, feminin und stark, zeigt stolz ihre umfangreichen Tattoos. Der Dritte ist der schmale, flinke Uri Shafir, ein Ex-Batsheva-Tänzer. Er liebt und küsst seine Gitarre.

Jeder bewohnt seine eigene Welt, die ihn durch geschliffene Bewegungsroutinen schützt. Nur gelegentlich zeigen sie etwas Neugier auf menschliche Kontakte, kaum aus Interesse, mehr, um sich selbst zu bestätigen. Diese Soli zu dritt fügen sich erst allmählich wie Fragmente eines Puzzles zu einem erstaunlich anderen Bild.
Zwei Männer schauen sich an. Uri Shafir verbiegt seinen Oberkörper, dabei streckt er seine Hände immer wieder zu Sasha Angel aus, der die Geste ignoriert. Er ist vollauf damit beschäftigt, seine Faust auf die eigene Stirn zu hämmern. Also verliert Shafir das Gleichgewicht, fällt wie ein Boxer, der k.o. ...

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Tanz August 2012
Rubrik: kalender und kritik, Seite 52
von Ora Brafman

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