auto ficto reflexo - adam linder

Tanz - Logo

Im Koordinatensystem des choreografischen Kulturbetriebs sind die Rollen klar verteilt. Kritiker verreißen Tanz, Essayisten beflügeln ihn. Und Choreografen wie Interpreten machen ihn. Eigentlich. Es gibt indes Ausnahmen wie Adam Linder. Denn einer wie der Berliner aus den USA ist in diesem Modell nicht vorgesehen. Der nämlich schnappt sich Versatzstücke aus Kritiken und Essays und vertanzt sie in einem «Auto Ficto Reflexo».

Auf einem quadratischen Plateau verschieben sich Linder und sein Bühnenpartner Justin Kennedy wie auf einem Spielbrett, ungefähr so, als wollten sich hier zwei Schachfiguren selbst aufstellen. Die Regeln dazu scheinen sich aus Textpassagen zu ergeben, die Adam Gunther musikalisch aufbereitet hat. Es sind Auszüge aus Rezensionen, Pressematerial und Interviews. Was beweist: Bühnentanz ist dem sogenannten Diskurs ausgesetzt. Linder dreht also den Spieß um und tanzt den Diskurs. Tanzt, was bereits beschrieben, bewertet, reflektiert worden ist.

Kann man darüber nun noch einmal schreiben? Wird der Autor dann nicht zum Wiederkäuer eines Wiederkäuers? Im begleitenden Handout zu «Auto Ficto Reflexo» nimmt uns Linder zumindest eine Last schon mal ab: die der knallharten ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz August-September 2015
Rubrik: Produktionen, Seite 17
von Thomas Hahn

Weitere Beiträge
highlights

zürich
theater spektakel

Diese Frau verkörpert alles, wofür der Name des Schweizer Festivals steht: Marlene Monteiro Freitas ist reines Theater und reines Spektakel in ein- und derselben Person. Ihr «De marfim e carne – as estátuas também sofrem» (tanz 5/15) reißt jeden mit, der für schrillschräge Auftritte was übrig hat – ohne deshalb das Hirn ausschalten zu müssen....

berlin: christoph winkler «la fille»

Noch ist die Bühne nicht abgeräumt. Ein paar Strohballen lassen sofort an «La Fille mal gardée» von Frederick Ashton denken. In zwiefacher Gestalt findet sich das Federvieh, und auch das rote Band ist da, das in der Uralt-Inszenierung des Royal Ballet eine nicht nur dekorative Rolle spielt. Emma Daniel könnte man sich darin durchaus vorstellen. Doch der...

extremalism

«Marseille hat ein ungeheures Potenzial für den Tanz», sagen Emio Greco und Pieter C. Scholten. So urteilen zwei Künstler, die internationales Networking gewohnt sind und Erfahrung mit Hafenstädten haben. Mit einem Bein im Amsterdamer International Choreographic Arts Centre (ICK) und dreien am Ballet National de Marseille, fällt ihnen der Spagat schon weniger...