Augsburg: Balanchine, Clug, De Nigris: «Von Göttern und Menschen»

Zwischen Himmel und Erde lässt sich manches in Bewegung setzen. Der neueste Ballettabend am Theater Augsburg handelt denn auch erklärtermaßen «von Göttern und Menschen», wobei Erstere entschieden zu kurz kommen. Zwar strebt Riccardo De Nigris mit «Ascending Glide» nach höheren Weihen, aber Balanchines «Apollo» erspart Ballettdirektor Robert Conn am Ende den vermutlich kostenpflichtigen Aufstieg auf den Olymp. Den Schlusspunkt setzt hier wie inzwischen international üblich ein göttliches Pfauenrad, gebildet aus dem Gebein seiner drei Musen.

Edward Clug bleibt bei seiner Uraufführung ohnehin ganz auf dem Boden. «Shades of us» heißt sie, und Milko Lazar hat eigens dafür eine «Augsburg Suite for string orchestra» komponiert. Man hat den Eindruck, als ob die zehn Tänzer und Tänzerinnen gar nicht erst vom Untergrund loskommen. Ruckhaft, Skifahrern nicht unähnlich, schieben sie sich während des einleitenden Satzes auf den weiß ausgemalten Kreuzgängen vorwärts, die ihnen Thomas Mika in den schwarzen Bühnenraum gebaut hat, als wären es Stege, die über Abgründe des menschlichen Lebens hinwegführten. Tatsächlich strecken sich immer wieder zwei Arme aus der Tiefe, als suchte da jemand ...

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Tanz Mai 2016
Rubrik: Kalender und Kritik, Seite 34
von Hartmut Regitz

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