Aterballetto: «InCanto dall’ Orlando Furioso»

Wolfsburg

Das Stück von Mauro Bigonzetti entstand ursprünglich für den mehrteiligen Abend «Canto». Es wuchs mit der Zeit und wurde, mit dem Vorsatz «In», zu einem eigenständigen Werk. «InCanto» bedeutet eigentlich Charme, wobei die Vorsilbe im Italienischen auch nahelegt, dass hier nicht gesungen wird. Stattdessen geht es um die Verzauberung, um das «enchantment» (wörtlich: das Einsingen) von Orlando.
Orlando war einer der zwölf Gefolgsleute Karls des Großen bei seinem Kreuzzug gegen die Sarazenen.

Ludovico Ariosto (1474-1533) besang ihn in «Orlando furioso» als einen «Verrückten». Nach diesem Ariost ist auch ein schönes Theater in seiner Geburtsstadt Reggio Emilia benannt, dem Sitz der nun genau dreißig Jahre alten Kompanie Aterballetto.
Es war noblesse oblige, dass Bigonzetti dem Dichter ein ganzes Ballett zu widmen scheint. «Orlando furioso» folgt dem unvollendeten Werk «Orlando innamorato» eines anderen italienischen Dichters, Matteo Maria Boiardo. Bei ihm verliert Orlando seinen Verstand und muss zum Mond reisen, um ihn wiederzufinden. Bei Bigonzetti fehlen allerdings sämtliche der schönen Details, die Mondreise, die Begegnung mit dem Monster Hippogriff oder die Liebe der christlichen ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz Mai 2009
Rubrik: Kalender, Seite 42
von Elisa Guzzo Vaccarino

Vergriffen
Weitere Beiträge
Was ist Graham-Technik?

Als Martha Graham 1991 im Alter von 95 Jahren starb, hinterließ sie nicht nur ein umfangreiches choreografisches Werk, sondern auch eine klassische «Modern Dance»-Technik mit Wiedererkennungswert. Ihren verhakten, scharf akzentuierten, «schweren», das heißt, die Gravitation nicht leugnenden Tanz, hat die Ikone des amerikanischen Tanzes in ihrer 60-jährigen Karriere...

Paul Chalmer: «Giselle»

Der Schürzenjäger ist enttarnt, der Geliebten bricht das Herz, ihr Tod kommt schnell. So manche Diva hat diese Szene genüsslicher ausgeschlachtet. Selbst im Wahnsinn und im Sterben – Oksana Kulchytska exponiert ihre Giselle nicht mehr als nötig. Es fiele aus dem Rahmen. Paul Chalmers «Giselle» ist werktreu aus Überzeugung, das aber so zart und bescheiden, als zeige...

Schwanensee - aufgetaucht

Die Mutterliebe ist ein Papierschwan. Unschuldig weiß und mit scharf gefalteten Kanten, so wird er dem Sohnemann überreicht. Aber wenn er sich leise bei seiner Mutter anlehnen will, wendet sie sich brüsk ab – das Origami-Tierchen muss reichen. Mit gesenktem Kopf und schlaksig stellt Siegfried es zu den anderen in seine Schwanensammlung, die mehr von Liebesentzug...