Arthur Mitchell
Er war der erste dunkelhäutige Star des Balletts, der internationalen Ruhm erlangte – und das ausgerechnet mit dem durchweg «weißen» New York City Ballet. Ihm gehörte Arthur Mitchell von 1955 bis 1968 an – dem Jahr, in dem Martin Luther King Jr. einem Attentat zum Opfer fiel, Amerikas prominentester schwarzer Politiker und Prediger. Ein Ereignis, das Mitchell die eigene Situation bewusst machte und ihn zu Konsequenzen zwang.
Er widmete sich fortan als Ballettpädagoge der Ausbildung schwarzer Studenten und gründete mit dem Dance Theatre of Harlem eine Kompanie, der fast ausschließlich afroamerikanische Tänzer angehörten und angehören.
1934 wurde Mitchell in Harlem, dem schwarzen Viertel von New York, geboren. Dort wuchs er auch auf, als Kind einer armen Hausmeisterfamilie. Schon früh fühlte er sich zum Theater hingezogen. Nach ersten Studien an der High School for Performing Arts wechselte er zur School of American Ballet, die kein Geringerer als George Balanchine gegründet hatte. Balanchine wurde sein Lehrer, genau wie Karel Shook, einer der profiliertesten Pädagogen jener Zeit. Mitchells erste Vorstellungen fanden noch «off-and-on Broadway» statt. Entscheidend für seine weitere Karriere wurde das Engagement beim New York City Ballet, wo Balanchine für ihn ein paar radikale Rollen kreierte. Vor allem in «Agon», 1957 zur gleichnamigen Musik von Igor Strawinsky uraufgeführt, eine fragmentiert klassische Choreografie, die Mitchell Seite an Seite mit Diana Adams interpretierte: ein kon-traststarkes Paar und eine Provokation für das damals noch wesentlich stärker in «Schwarz-Weiß-Denken» gefangene Ballettpublikum.
Als Tänzer füllte Mitchell einen breiten Spielraum von Modern-Elegant (in abstrakten Kreationen wie «Afternoon of a Faun» von Jerome Robbins) bis Zeitlos-Pikant (als Puck in Balanchines «A Midsummer Night’s Dream»). Ein Virtuose war er nicht, doch technisch stark und blitzschnell als Solist wie als Partner. Er besaß eine natürlich imposante Linie des Körpers, musste aber immer an der Flexibilität seiner Füße arbeiten.
Das Dance Theatre of Harlem (DTH), 1968/69 zusammen mit Karel Shook gegründet und von Balanchine abgesegnet, war nicht die erste oder einzige klassische Kompanie für schwarze Tänzer, entwickelte sich aber schnell zu einem führenden Ensemble. 1971 feierte es beim «Festival dei Due Mondi» im italienischen Spoleto sein internationales Debüt. Mitchell fand seine Berufung als Leiter und Lehrer; er choreografierte selten. Im Spielplan waren vor allem Werke schwarzer Choreografen vertreten, aber auch Arbeiten von George Balanchine und Jerome Robbins – und ein ausgesprochenes Highlight: «Creole Giselle», ein Ballettklassiker, den Frederic Franklin 1984 im schwarzen Sklavenmilieu der amerikanischen Südstaaten ansiedelte.
Bis 2011 führte Arthur Mitchell mit Elan das DTH, das heute von seiner ehemaligen Ballerina Virginia Johnson geleitet wird. Das künstlerische Profil bestimmt Hauschoreograf Robert Garland, aber es finden sich im Repertoire auch Arbeiten von Alvin Ailey, Donald Byrd, Ulysses Dove, Nacho Duato, Darrell Grand Moultrie, Helen Pickett und anderen. In der 50-jährigen Geschichte hielten sich finanzielle Schwierigkeiten und künstlerische Erfolge immer die Waage: eine Situation, auf die Mitchell mit stoischer Gelassenheit reagierte. Nur selten zeigte er Zorn, eher kannte man ihn als humorvolles Gegenüber. Auf meine Bemerkung, dass er, obwohl künstlerischer Ziehsohn Balanchines, manchmal auch etwas von einem Kusscousin Maurice Béjarts habe, reagierte er mit schallendem Gelächter.
84-jährig ist Arthur Mitchell, der «Trailblazer» des schwarzen Balletts, am 19. September in seiner Geburtsstadt New York gestorben.
Tanz November 2018
Rubrik: Menschen, Seite 23
von George Jackson
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