Angelin Preljocaj vs. Spedidam

Angelin Preljocaj wird erpresst

Der Choreograf des Centre chorégraphique national in Aix-en-Provence ist angeklagt, in vierzehn Jahren und 453 Aufführungen durchschnittlich 675 Euro pro Aufführung an Tantiemen für Interpreten hinterzogen zu haben. Zuzüglich Zinsen, Strafgebühren und Steuern ergibt das laut Spedidam schlappe 473 000 Euro, oder zehn Prozent des aktuellen Jahresbudgets.

Wer ist hier der Bandit? Preljocaj oder eine Organisation, die in staatlichem Auftrag, aber ohne staatliche Aufsicht, Kompanien zwingt, manchmal mehr als die gesamten Einnahmen eines Abends an Interpreten aufgezeichneter Musik abzuführen? Selbstredend ohne Kontrolle über die Verwendung der Einnahmen. Da verdient ein Geiger, dessen Aufnahme abgespielt wird, an einem Abend eventuell mehr als ein Tänzer, der die Bühne umpflügt. Preljocaj wurde einst geködert mit einer kleinen Subvention, als die Kompanie 1989 ein Orchester brauchte. Im Gegenzug unterzeichneten sie einen Knebelvertrag. Eine «Jugendsünde». Sie zahlten nie. Eine Straftat. Die Société de Perception et de Distribution des Droits des Artistes-Interprètes Musique et Danse winkt mit drei Jahren Haft, aus Rache dafür, dass Preljocaj den Vertrag kündigte. Im Januar wurde das ...

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Tanz Mai 2007
Rubrik: Celebrities, Seite 24
von Thomas Hahn

Vergriffen
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