Amsterdam on tour: Dana Michel «Cutlass Spring»

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Am Anfang herrscht Ordnung auf dem Set: neun gleichmäßig im Raum verteilte weiße Plastik-Gartenstühle, ein vorerst bedeckter Transportroller, weißer PVC-Tanzboden, weiße Abdeckplane ... Dann wird das Licht heruntergedimmt, und schwere Schritte werden hörbar, noch bevor Dana Michel die Bühne betritt. «Cutlass Spring» heißt das neue Solo der in Montreal lebenden Künstlerin und Choreografin. Es dreht sich darin alles um Fernweh, um das Abstecken von abstraktem Raum und konkretem Ort, das Navigieren durch die unmittelbare Umgebung.

 

Dana Michel trägt ein übergroßes, schwarz-rot-kariertes Wollhemd auf nacktem Oberkörper, dazu schwarze Stiefel und weite Shorts, die auf den ersten Blick wie eine Riesenwindel aussehen. Von allen vier Seiten begrenzen drei Sitzreihen die Tanzfläche, auf der die Performerin nun den Transportroller besteigt und mit dem Körper hospitalistisch vor- und zurückschaukelt, den rappelkurz geschorenen Kopf gesenkt und ab und an mit den Lippen schmatzend und schnalzend. Wiederholt lässt sie dabei die Hände in ihre – wie sich herausstellt mit einem Mikrofon ausgestatteten – XL-Hotpants gleiten. Die Schaukelbewegung wirkt beruhigend wie der Selbsttrost eines ...

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Tanz Juli 2019
Rubrik: Kritik, Seite 40
von Philipp Szporer

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