Sylvie Guillem
Sylvie Guillem, Sie haben sich beim Publikum mit einem herzlichen, fast erstaunten Lächeln bedankt. Überrascht Sie der Zuspruch, den ein zeitgenössischer Abend findet? Die Reaktion des Publikums berührt mich immer. Wenn ich auf die Bühne gehe, möchte ich dem Publikum etwas geben: eine Vision, einen einzigartigen Moment. Die Reaktion darauf zu erleben, ist für mich sehr bewegend. Mein Lachen hat nichts mit Überraschung, nur mit Freude zu tun.
Was sagen Sie Zuschauern, die kommen, um eine legendäre Ballerina zu erleben – und enttäuscht sind von einem zeitgenössischen Stück? Schade, sage ich zu ihnen. Versuchen Sie mal, Ihr Denken etwas zu öffnen. Die Menschen erwarten oft etwas – und wenn das nicht eintrifft, sind sie enttäuscht von der Person auf der Bühne, statt sich zu fragen, ob es nicht an ihrer Wahrnehmung liegt. Das eigentlich Enttäuschende ist nicht die Person, die ihnen etwas bietet, sondern ihr Mangel an Offenheit. Ich hatte oft Diskussionen über die «Carmen» von Mats Ek. Die Zuschauer beschwerten sich, weil Ek angeblich nicht die wahre Geschichte von Carmen erzählt. Lesen Sie doch noch mal das Buch, habe ich vorgeschlagen, und Sie werden sehen, wie nah Eks Figur an der ...
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Akram Khan,
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Manja Chmièl wurde im Nachkriegs-Berlin neben Dore Hoyer gefeiert. Die Tschechin aus der Wigman-Schule pfiff auf Tradition. Sie war die Metapher ihres Manifests: «Mein Tanz ist nicht Ausdruckstanz ...» Erdig, blutvoll rhythmisch, raumgreifend suchte sie nach einem Vokabular, das pure Bewegungsgebilde in zeitliche Ordnung brachte, als Spiegel der Zeit. Ihr Stil...