Pina Bausch wird 30 (in Paris)

Dreißig Kerzen blies sie aus, nach der Premiere von «Sweet Mambo» im Théâtre de la Ville. Sie standen für drei Jahrzehnte Tanztheater Wuppertal im Haus nahe der Seine, das für Pina Bausch eine Art zweites Zuhause ist. Die kurze, formlose Rede improvisierte Emmanuel Demarcy-Motta, der frisch ernannte Intendant. Bausch und Gérard Violette, der Patriarch im Ruhestand, standen daneben und lächelten. Auch in Sachen Geburtstagskuchen hielten sie den Ball flach. Nicht der übliche Tortenturm. Nur low cost.

Auch bei Pina: halbierte Tänzerschar, keine Reiseeindrücke, und von Peter Pabst statt eines Monuments viel Wind und leichte, weiße Vorhänge. Die Szenenfolge über verlorene Liebeslust verlor sich im riesigen Saal. Das Premierenpublikum, vielleicht das pinaphilste der Welt, entfachte nicht den Beifallssturm, den es ihr sonst darbietet. Dazu passte die Feier danach im kleinen Kreis. Krise? Nun, sie lässt sich überwinden: 2019, zum Vierzigsten, könnte Paris ihr einen Sonderzug mit großem Bahnhof bieten, oder den Louvre, oder La Grande Arche. Sollte die Krise auch dann noch nicht vorbei sein, nun, dann kann man ja immer noch auf die Fünfzig warten.

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Tanz März 2009
Rubrik: Boulevard, Seite 24
von Thomas Hahn

Vergriffen
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