Dauern
Nichts wiederholt sich, nie, schon gar nicht auf einer Bühne. Sollten deren Bretter tatsächlich «die Welt bedeuten», dann wohl genau aus diesem Grund. Es sind Bretter, die erlauben, dass hier real Raum und Zeit geschaffen wird für reale Körper und Aktionen, die nur in der Realität nicht existieren können. Oder, wie sich mit Gilles Deleuze sagen lässt, dort nicht erkennbar sind.
Warum Deleuze bemühen, hier und jetzt, wo er sich doch zu fast allen Künsten äußerte, aber kaum zum Tanz? Und wenn er es doch tat, dann, um darzulegen, dass das Kino mehr zu bieten hat.
Tanz entzieht sich aller Analyse im ursprünglichen, chemischen Sinn des Worts. Es hätte ja wenig Sinn, das Bild des Tänzers in seine Pixel zu zerlegen, denn ein Bild wäre nur ein Augenblick, der nichts über den Tanz aussagt. Es kommt vor, dass selbst Personen, denen Tanz zumindest aus der Ferne geläufig, ein Foto eines Bausch-Stücks ansehen und verwundert fragen: «Und dafür zahlt man Eintritt?» Wer käme auf die Idee, aus einer Sinfonie ein polyphonisches Fragment zu isolieren und aus ihm auf das Werk zu schließen? Das Kino konnte laut Deleuze erst entstehen, als die Analyse der Bewegung gelang. Der Über-Denker und Herr der ...
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In dieser Spielzeit zeigte die Erste Solistin des Balletts Karlsruhe wieder eine neue Facette ihres unerhört reichen schauspielerischen Könnens. Terence Kohler ließ sie in seiner Neufassung von Marius Petipas «La Bayadère» nicht die Titelrolle der Tempeltänzerin tanzen, sondern ihre so schöne wie verdorbene Gegenspielerin Gamsatti. Von Chalendards tänzerischem...
Die Frage «Was ist ein Klassiker?» ist im Tanz leichter und schwieriger zu beantworten als in anderen Künsten. Zunächst sieht man in Antwort auf diese Frage nur eine Liste von Werken, die den Begriff «Klassiker» verkörpern. Die Auswahl an Stücken ist sogar sehr übersichtlich. Allgemein beginnt die Aufzählung mit «La Fille mal gardée», reicht über «Giselle» und «La...
A Star is born, und wenn der Eindruck beim Bolshoi-Gastspiel in Baden-Baden und München nicht täuscht, haben wir es bei Natalia Osipova mit einer fixen Größe am Balletthimmel zu tun. Kometenhaft ist die inzwischen 21-Jährige seinerzeit aufgetaucht, und schon als Gruppentänzerin des Moskauer Bolshoi debütierte sie im November 2005 an der Seite von Andrei Bolotin als...