Zuversicht
Meine Hände riechen nach Mandarinen, mein Mund schmeckt nach Kaffee. Das Autofenster ist offen, der Frühlingsgeruch des Jasmins und hupende Fahrzeuge begleiten mich auf dem Weg zum Training. Der Uber-Fahrer fragt mich, was ich in Beirut mache und woher ich komme: «Ana Urdunnije» – «ich bin Jordanierin», sage ich stolz. Er setzt mich in Bourj Hammoud ab, einem belebten Stadtteil neben dem Frachthafen, und verhandelt willensstark die Fahrtkosten. Ich laufe die Treppen hoch, da der Strom und damit auch der Aufzug ausgefallen sind.
Ich öffne die Tür zum Studio vom Beirut Contemporary Ballet. Seit ihrer Gründung im Jahr 2018 hat sich die Company mit einer Vielzahl von Formaten und Schauplätzen – von klassischen Bühnen über digitale Medien bis hin zu unkonventionellen Spielorten – einen Namen gemacht. Heute gehören ihr zwölf Tänzer*innen aus sechs Ländern an.
Gedankenaustausch
Aber was mache ich hier, in Beirut? Über dreieinhalbtausend Kilometer entfernt von Berlin, das ich die letzten 13 Jahre mein Zuhause nennen konnte, wo ich ausgebildet wurde – Schwerpunkt Show- und Bühnentanz, inklusive erster Berufserfahrungen. Anthony Nakhlé, ein guter libanesischer Freund, trainierte mit mir in ...
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Tanz Februar 2025
Rubrik: Praxis, Seite 60
von Lisa-Marie Al Munaizel
Leipzig
SCHOLZ-SYMPHONIEN
Anlässlich des 20. Todestages von Uwe Scholz würdigte der seit Spielzeitbeginn in Leipzig amtierende Ballettdirektor Remy Fichet den in dieser Stadt so beliebten ehemaligen Ballettdirektor und Chefchoreografen (1991 – 2004) mit einem Ballettabend. Die von Scholz zu Beethovens 7. Symphonie und zu Schumanns 2. Symphonie entwickelten Ballette...
Im vergangenen Herbst zog eine Schockwelle durch Berlin: Das «Watergate» kündigte an, zum Jahreswechsel zu schließen. Für Menschen, die nicht tief in der Clubwelt bewandert sind, eine kurze Einordnung: Das «Watergate» war ein auf House spezialisierter Club auf zwei Etagen am Spreeufer in Kreuzberg. Bezüglich Clubs ist es natürlich so, dass die Szene fragil ist,...
«Meine Seele ist nicht mehr am richtigen Ort», schrieb Sergei Polunin Mitte Dezember auf Telegram. «Wann war sie das je?», möchte man den einst so großartigen Tänzer fragen. Beim Royal Ballet kündigte er nach einem kometenhaften Aufstieg mit 22 Jahren, in Russland wollten ihn die großen Kompanien nicht haben, seine Filmkarriere versandete in Nebenrollen ohne Text....