Stefan Kaegi «Spiegelneuronen»
Unter Spiegelneuronen versteht man Regionen im Gehirn, die dazu verleiten, beobachtetes Verhalten zu imitieren. Beispiel: Das Gegenüber lacht, und man lacht instinktiv mit. Oder: der Drang zu gähnen, wenn das Gegenüber gähnt. Stefan Kaegi, als Teil des Regiekollektivs Rimini Protokoll ein Pionier dokumentarischer Theaterformen, wendet diese Erkenntnis aus der Hirnforschung in Zusammenarbeit mit Sasha Waltz & Guests auf den Tanz an.
Und zwar folgendermaßen: Das Publikum sitzt vor einer riesigen Spiegelwand und schaut sich selbst beim Zuschauen zu.
Sanfte elektronische Musik (Tobias Koch) füllt den Raum, kontinuierlich verändert sich die Lichtstimmung (Martin Hauk), aus dem Off referieren Wissenschaftler*innen wie die Soziologin Sarah Karim oder der Hirnforscher John-Dylan Haynes über das Verhältnis von Individuum und Masse oder über den Unterschied zwischen variierter und kopierter Bewegung. Und nach und nach erkennt man Bewegungsmuster bei den Zuschauer*innen auf der Spiegelwand: Jemand kratzt sich an der Nase, jemand richtet seine Brille. Und jemand – tanzt.
Schnell errät man dabei den Trick des Abends: Sieben Tänzer*innen aus Waltz’ Kompanie sind im Publikum verteilt und ...
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Tanz November 2024
Rubrik: Kalender, Seite 35
von Falk Schreiber
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Berlin
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