Beistand

Der Tanzberuf ist komplex, der Theaterbetrieb starr. Das kriegt man nur mit Hilfe flott, meint Bettina Wagner-Bergelt

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Wenn wir über Macht reden, ist Machtmissbrauch quasi impliziert. Seit Machiavellis Abhandlung «Il Principe» (um 1513), die rabiat fast jedes Mittel erlaubt, um politische Macht zu stabilisieren, beschreiben die meisten einschlägigen Theorien sie als soziale Beziehung, in der man den eigenen Willen auch gegen andere durchsetzt. Und: Macht hat immer auch mit Gewalt zu tun. Sie nutzt sie, legitimiert sie, funktionalisiert sie, mal uneingeschränkt, unkontrolliert, mal unter scheinbar zivilisierten Rahmenbedingungen und subtil.

Ich reflektiere hier als ehemaliges Direktionsmitglied großer Ensembles über Macht und Machtmissbrauch, und das, ohne selbst jemals Machtmissbrauch durch Choreograf*innen erlebt zu haben. Die Choreograf*innen, weltberühmte, arrivierte, junge, unerfahrene, habe ich stets als ernsthafte, extrem hart arbeitende Kolleg*innen erlebt, die Tänzerinnen und Tänzer respektvoll und wertschätzend behandelt haben. Bei Intendanten sah das anders aus.

Die drei Künstler*innen-Gewerkschaften BFFS, GDBA und VdO (Bundesverband Schauspiel, Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger und Vereinigung deutscher Opern- und Tanzensembles e. V.) wollen den Tarifvertrag NV Bühne ...

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Tanz Jahrbuch 2024
Rubrik: Macht, Seite 76
von Bettina Wagner-Bergelt

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