Latenz

Der Kanon ist mausetot. Oder? Überlegungen von Gabriele Brandstetter

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Braucht Tanz einen Kanon? Gibt es ihn? Und wenn ja: Wie gehen wir damit um? «Jeder Kanon entsteht mit einem Trennungsstrich. Er erzeugt unweigerlich eine Dialektik zwischen dem, was hineinkommt und dem, was draußen bleibt», so der Soziologe Alois Hahn. Die Archivierung von Performance, von Events und Zeitkünsten ist eine besondere Herausforderung, denn sie wirft spezifische Probleme und kritische Fragen auf, zu Kriterien der Auswahl, zu institutionellen und kuratorischen Politiken und vor allem zum Umgang mit einem Material, das stets nur lückenhaft ist.

Anders als die Überlieferung und Archivierung von Literatur, Bildenden Künsten oder historischen Dokumenten – schriftbasiert die einen, als Bild- oder Architektur-Monumente überdauernd die anderen –, sind die Produktionen von Zeit-Künsten flüchtig. In der Gesamtform ihrer Aufführung, die immer auch das Publikum einschließt, sind sie kaum archivierbar. Denn selbst per audiovisueller Aufzeichnung geht Performance als sinnliches Raum-Zeit-Gesamt-Ereignis nicht in die Blackbox des Archivs ein.

Archive sind Magazine, Aufbewahrungsorte von Sammlungen. Doch: Was landet in Archiven? Und welche Kriterien bestimmen die Auswahl? Welche ...

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Tanz Jahrbuch 2024
Rubrik: Macht, Seite 92
von Gabriele Brandstetter

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