Olivier Dubois «Come Out»
Ein Traum der österreichischen freien Tanzszene ist es, endlich eigene Kompanien zu haben. Es existieren zwar einige kleinere Formationen, etwa Chris Harings Ensemble Liquid Loft, Parasol im Tanzquartier Wien und temporäre Gruppierungen – aber nur die Salzburger Bodhi Project Dance Company löst den Anspruch einer größeren Repertoirekompanie ein.
Gegründet 2008 im Zusammenhang mit der Salzburg Experimental Academy for Dance (SEAD) und seit 2018 eigenständig, eröffnete Bodhi Project mit 21 Tänzerinnen und Tänzern im Juni das Salzburger «Sommerszene»-Festival mit Olivier Dubois’ «Come Out» zur Musik von Steve Reich. Die Uraufführung mit dem Ballet de Lorraine war 2019 in Nancy über die Bühne gegangen.
Als Reich 1966 «Come Out» schuf, herrschte in den USA ein noch stärkerer Rassismus als heute. Auf die Idee für seine Komposition hatte ihn das Zeugenprotokoll des afroamerikanischen Jugendlichen Daniel Hamm gebracht, dem ein Mord in die Schuhe geschoben wurde. Reich gelang ein starkes Stück ohne Instrumente – nur mit Hamms Satz «I had to, like, open the bruise up and let some of the bruise blood come out to show them», der fortlaufend wiederholt und dabei minimal verschoben wird.
Olivie ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Tanz Oktober 2023
Rubrik: Kalender, Seite 44
von Helmut Ploebst
Was er da zu sehen bekam, war für den jungen Sigmund Freud schwer zu fassen: Frauen, deren Körper sich wie ein Rundbogen wölbte – Füße und Kopf auf dem Klinikbett, während die Taille wie im Zenit über der Matratze schwebte. Und das war kein seltener Anblick, sondern an der Tagesordnung an der Pariser Salpêtrière, wo der Neurologe Jean-Martin Charcot vorzugsweise...
Donnernd statt mit den lieblich einschmeichelnden Orchesterklängen eines Léo Delibes beginnt der Abend am Theater Altenburg-Gera: ein Anfang mit Signalwirkung, der sofort ahnen lässt, dass Silvana Schröder das Ballet comique aus dem Jahr 1870 nicht nach Maßgabe des Librettisten Charles Nuitter erzählen wird. Schröders «Coppélia» ist ein humanoider Roboter, dem...
«Alle wissen’s», heißt es einmal im Stück, «Everybody knows». Es gibt nichts, was nicht bereits gewusst wird, alles ist schon begriffen: Umwelt, Klima, Achtsamkeit, Nachhaltigkeit, Klassismus, Rassismus, Diversität. Es gibt kein Unwissen. Vielmehr gibt es zu allem immer noch eine Haltung und Meinung. Und schon weiß niemand nichts mehr. Doch auch das ist eine Form...