Golden Boy
«Er ist die große Ausnahmeerscheinung unter den Ballettschöpfern seiner Generation: ein Romantiker par excellence, ein Träumer, ein Poet, in einer Welt lebend, die von Fabelwesen und Fantasiegestalten bewohnt wird, von Harlekinen und Clowns, von weisen Narren und närrischen Weisen, von Geschöpfen, deren Seele so empfindlich ist, dass sie sie hinter Masken und unter Verkleidungen verbergen – ein Mann, mit einem großen, überströmenden Herzen für diejenigen, die da mühselig und beladen sind, die Zukurzgekommenen und vom Schicksal Benachteiligten, die ohne viel Aufhebens die Bürde
ihres Daseins tragen und selbst unter Tränen das Lächeln nicht ganz verlernt haben.» Derart enthusiastisch begrüßte der Kritiker Horst Koegler am 7. Januar 1961 in der «Stuttgarter Zeitung» den neuen Ballettdirektor der Württembergischen Staatstheater. Er war nur wenige Wochen zuvor ernannt worden – im Oktober 1960 studierte John Cranko seinen «Pagodenprinz» in Stuttgart ein, Generalintendant Walter Erich Schäfer fand Stück und Choreograf gut, komplimentierte den bisherigen Direktor Nicholas Beriozoff mitten in der Spielzeit hinaus und engagierte den 33-jährigen Briten südafrikanischer Abstammung quasi vom ...
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Tanz Jahrbuch 2023
Rubrik: John Cranko, Seite 26
von Angela Reinhardt
Ein Schlüsselmoment im Leben. Ein 18 Jahre junger Tanzstudent sitzt mit seiner Klasse in der Turbinenhalle der Tate Modern Gallery in London. Eine zarte, blasse Frau betritt die Halle, und plötzlich ändert sich etwas im Raum. Die Blicke kennen nur noch einen Fixpunkt. Seine Kommilitonen sind – wie er es nennt – «star-struck». Sie tuscheln. Ein Name fällt: Pina...
Als Julia zum Ball schreiten will, stolpert sie schon auf der Treppe. Nein, tanzen kann diese Julia nicht. Und der Kraftprotz von einem Grafen Paris lässt ihr erst recht die Glieder gefrieren. Da trifft sie auf Romeo und wird in seinen Armen zum Schmetterling. Der schwebt und tanzt und flattert – und torkelt sich schließlich in den Scheintod. Als aber Romeo kalt...
Frisch, gehaltvoll und couragiert hat sich die diesjährige Ausgabe des Festivals «TransAmériques» unter der künstlerischen Leitung des Doppelgespanns Martine Dennewald und Jessie Mill in Montreal präsentiert. Die beiden Frauen erweitern den ästhetischen Horizont mit einem dezidiert zeitgenössischen Zugriff auf die postpandemische Wirklichkeit mit all ihren...