Seelenforscher
«Wahrscheinlich denken Sie, dass ich homosexuell bin. Aber vielleicht bin ich es nicht. Sondern bisexuell, metrosexuell, vielleicht asexuell. Oder ich finde es einfach nur schön – und das ist alles». Gil Harushs Blick streift seine schwarz lackierten Fingernägel, die mit seinen schwarzen, kreisrunden Ohrsteckern harmonieren. Er spricht schnell und eindringlich. Keine Sekunde entlässt er sein Gegenüber dabei aus den dunklen Augen, hinter denen ein Feuer zu glimmen scheint.
Unter diesem festen Blickkontakt kontrolliert man sogleich seine Gedanken – immerhin ist der Mann nicht nur Choreograf, sondern auch Psychotherapeut. Und er hat recht. Unser Thema ist gerade Gender-Performance. «Wir beurteilen einander ständig nach den Äußerlichkeiten – nicht nur im Schlafzimmer, egal wo wir sind», so der Israeli, der Psychotherapie im Ballettsaal als sein choreografisches Werkzeug bezeichnet.
Gil Harush zieht einen in seinen Bann. Seine Persönlichkeit ist von der gleichen Intensität geprägt wie seine Tanzstücke. Darin steht er ganz in der Tradition wichtiger israelischer Choreografen wie Ohad Naharin oder Itzik Galili. Harush ist einer der prominentesten Tanzschöpfer der neuen Generation, bei ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein

- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Tanz Februar 2023
Rubrik: Menschen, Seite 32
von Bettina Trouwborst
Alexei Ratmansky, Ihre Familie ist ukrainisch verwurzelt, Sie selbst haben unmittelbar nach Putins Überfall Moskau verlassen, mitten in den Vorbereitungen zu einer neuen Produktion am Bolschoi. Seitdem positionieren Sie sich mit nicht nachlassender Energie gegen den Krieg. Zugleich haben Sie in München kurz vor Weihnachten eine Kreation zu Ouvertüren von Pjotr...
Barbusig sitzt die dunkelhaarige Frau im Schneidersitz, auf den Knien ein Schwert, der Blick selbstbewusst auf den Betrachter gerichtet: Kunst, Tanz, Verführung, und, auch das, Gewalt. Der nackte Oberkörper mag erotisch aufgeladen sein, der Blick die Grenze zwischen Bild und Betrachter überwinden, aber die Klinge des Schwerts blitzt bedrohlich. Bruno Piglheins...
Plattform
TANZ:DIGITAL
Seit Corona ist Tanz via Screen kein No-Go mehr, sondern ein seriöser Vertriebskanal für Produktionen aller Art. Der Dachverband Tanz hat ein neues Angebot im Portfolio, das ziemlich zukunftsweisend ist: «tanz:digital» soll «eine zentrale Streaming- und Wissensplattform für die Tanzszene in Deutschland» werden. Und zwar mit dem Ziel,...