Schatzgräber
Er kann zufrieden sein. Mit seinen neunzig Lebensjahren genauso wie mit dem Erfolg seines letzten Balletts. An der Pariser Opéra, also dort wo für ihn alles begonnen hat, brachte Pierre Lacotte im vergangenen Herbst eine Bearbeitung von Stendhals Literaturklassiker «Le Rouge et le Noir» auf die Bühne, die zeigt, wie historisierendes Handlungsballett heute noch mitreißen kann.
Dass er sich mit diesem Stück von der Bühne verabschiedet, ließ der Ballettmacher, dessen siebzig Jahre währendes choreografisches Schaffen sogar einen John Neumeier in den Schatten stellt, ganz offiziell verlauten. Allerdings liegt er weit hinter dem Hamburger Ballettchef, was die Anzahl kreierter Stücke angeht. Denn Lacottes Lebensaufgabe lag weniger in der Kreation als in Erhalt, Weitergabe und Wiederbelebung klassischer Ballettkultur.
Übertragen bekam er diese Sonderrolle von seiner Lehrerin Lubov Egorova (1880 – 1972), die in ihrem Pariser Tanzstudio auch Yvette Chauviré, Roland Petit, Serge Lifar, Maurice Béjart und andere Prominenz ausgebildet hatte. Lacotte, ein typischer Zögling der École de danse der Pariser Opéra, nahm bei ihr Extrastunden. So wurde er 1953 zum Premier danseur ernannt, aber schon ...
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Tanz April 2022
Rubrik: Menschen, Seite 20
von Thomas Hahn
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